Offenbach - Betriebe suchen Auszubildende und junge Menschen suchen einen Ausbildungsplatz. Mit der Plattform www.dieAzubisuche.de wird der normale Bewerbungsprozess umgekehrt. „Mit Unterstützung der Schulen bieten wir den Ausbildungssuchenden einen niedrigschwelligen Weg analog zu bekannten sozialen Netzwerken. Sie erstellen ein eigenes Profil und werden von Unternehmen dort gefunden, die eine Ausbildungsplatz besetzen wollen“, erläutert Bürgermeisterin Sabine Groß. „Besonders glücklich sind wir über die regionale Kooperation auch mit Blick auf die Betriebe in der Region. Mit ihrem Zugang zur Plattform können Betriebe Auszubildende aus Stadt und Kreis Offenbach sowie Hanau und Main-Kinzig-Kreis suchen und finden.“ Die gemeinsam genutzte Plattform macht es Unternehmen unabhängig vom Wohnort der Auszubildenden einfach, im Umkreis des Betriebs zu suchen.
Das Konzept wurde vom Übergangsmanagement Schule-Beruf der Stadt Offenbach innerhalb von zwei Projekten entwickelt und nun in die beiden Landkreise und Hanau übertragen. „Wie bei Partnerplattformen erfolgt ein Abgleich zwischen den Profilen der Auszubildenden und den von Unternehmen gesuchten Qualifikationen. Auszubildende können mit Unterstützung starten, weil die dieazubisuche.de in den Unterricht an der Schule integriert werden kann“, erläutert Sabine Groß. Der erste Kontakt kommt dann zum Beispiel per SMS oder Nachrichtenanwendung zu Stande.
Für das Verfahren haben Ausbildungsbetriebe, Lehrkräfte und Beratende der Agentur für Arbeit, Jobcenter und Sozialpädagogen Zugriff auf die Plattform und die Ausbildungssuchenden. Die Jugendlichen stellen ihren Steckbrief mit Wunschberuf, individuellen Stärken, Praktika und Zukunftswünschen ein. Schülerinnen und Schüler erhalten ihren Zugang über die Lehrerinnen und Lehrer.
Die beteiligten Städte und Kreise teilen sich die Kosten für die Plattform und stimmen Anpassungen ab. Stand Februar 2023 sind 140 Betriebe registriert und 84 Jugendliche. Während der Pilotphase in Offenbach am Main fanden in zwei Jahren rund 180 Jugendliche auch durch die Unterstützung der Plattform den Weg in eine Ausbildung. Nach dem ersten Kontakt unterstützt das Übergangsmanagement bei den weiteren Schritten vom Vorstellungsgespräch bis zu Einstellungstests und Probearbeit. Bei der Registrierung von Unternehmen wird auch darauf geachtet, dass sich nur anerkannte Ausbildungsbetriebe anmelden können.
Kooperationspartner
Axel Weiss-Thiel, Bürgermeister der Stadt Hanau: „Dieses Angebot unterstützt viele junge Menschen bei der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz. Viele Jugendliche sind nach der Corona-Pandemie verunsichert, was den ohnehin schwierigen Prozess von Berufsorientierung, Berufswahl und Finden eines geeigneten Ausbildungsplatzes zudem erschwert. Umso mehr freut es mich, dass wir mit den anderen Regionen ein breites und über unsere Stadt hinauswirkendes Instrument haben, um Betriebe und Jugendliche passgenau zueinander führen zu können“.
Carsten Müller, Kreisbeigeordneter für den Kreis Offenbach, fügt hinzu: „In den vergangenen Jahren wurde nach neuen und kreativen Ideen gesucht, wie Jugendliche und Firmen passend zueinander gebracht werden können. Mit „dieazubisuche“ hat die Stadt Offenbach eine solche Idee aufgegriffen und weiterentwickelt, die nun auch im Kreis Offenbach genutzt werden kann. Sie kommt der Veränderung des Arbeitsmarktes entgegen und ergänzt unseren eigenen Angebotskatalog für junge Menschen sinnvoll.“
Winfried Ottmann, Kreisbeigeordneter Main-Kinzig-Kreis, Schul-, Jugend- und Wirtschaftsdezernent: „Der Main-Kinzig-Kreis ist der bevölkerungsreichste Landkreis Hessens und zugleich der flächenmäßig größte Landkreis in Südhessen. Durch die Plattform haben kleinere Betriebe und KMUs die Möglichkeit sehr schnell Kontakt zu zukünftigen Auszubildenden aus ihrem direkten regionalen Umfeld aufzunehmen. Das erleichtert die Suche. Als Schul- und Jugenddezernent überzeugt mich an „dieAzubisuche“ besonders, dass sie nicht nur für die Ausbildungsplatzsuche, sondern auch als integraler Bestandteil des Berufsorientierungsunterrichts oder im Fach Arbeitslehre genutzt werden kann. Darüber hinaus werden im MKK auch die im Bereich Berufsorientierung und beruflicher Bildung tätigen Institutionen sowie die Schulsozialarbeit das Instrument aktiv in ihrer Arbeit nutzen.“
Hintergrund
Das Übergangsmanagement Schule-Beruf der Stadt Offenbach entwickelte und erprobte im Rahmen der Projekte „KUBUS - Kleinbetriebe bilden aus“ und der „KAUSA-Servicestelle Offenbach“ eine Matchingplattform, die ursprünglich im Rheinisch-Bergischen Kreis entwickelt wurde. Zielsetzung dieser Plattform ist es Klein- und mittelständische Betriebe mit ausbildungswilligen Jugendlichen auf einfache und schnelle Art zu vernetzen. Das Übergangsmanagement passte dabei die Plattform an das Hessische Schulsystem an. Im Zeitraum Dezember 2020 bis Juli 2022 lief die erfolgreiche Testphase, an der sich ca. 95 Betriebe aus Stadt und Kreis Offenbach sowie ca. 125 Jugendliche beteiligten. Im Laufe des Jahres 2021 entschlossen sich die Regionen Stadt und Landkreis Offenbach, Main-Kinzig-Kreis und die Stadt Hanau, die Plattform www.dieAzubisuche.de überregional gemeinsam anzubieten und zu betreiben. In einem aufwändigen Verfahren, in dem Fragen zur weiteren Finanzierung sowie Datenschutz, Administration und Aufgabenteilung geklärt und festgelegt wurden, wurde Ende 2022 eine gemeinsame Verwaltungsvereinbarung von den politisch Verantwortlichen unterzeichnet. Große Unterstützung leisten dabei die zuständigen Staatlichen Schulämter, um dieAzubisuche an den Schulen umzusetzen.
Die jeweiligen Kommunen und Kreise sind verantwortlich für die lokale Umsetzung. Unterstützt werden sie im Einführungsprozess von der Stadt Offenbach, die Wissen und Erfahrungen weitergibt. Während des Einführungsprozesses ist das Übergangsmanagement Schule-Beruf auch zuständig für die Administration und den Betrieb der Plattform. Diese Rolle kann nach Einführung und dem erfolgreichen Start auch an die Partnerkommunen z.B. nach einem rollierenden System übertragen werden. Regelmäßige Abstimmungstreffen dienen dem Erfahrungsaustausch und der Weiterentwicklung der Plattform. Entstehende Entwicklungskosten werden zwischen den verantwortlichen Kommunen geteilt. Dabei ist die Nutzung von dieAzubisuche sowohl für die Betriebe als auch für die Jugendlichen kostenlos.
Wie die Stadt Offenbach haben auch die Landkreise Offenbach und Main Kinzig sowie die Stadt Hanau bereits gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit von Betrieben, Kammern, Jugendberufshilfe, Schulen, Arbeitsagentur und den jeweiligen Jobcentern. Diese Strukturen kommen nun auch dem aktuellen Projekt zu Gute. Derzeit finden Schulungen von Lehrkräften, pädagogischem Personal und den Beraterinnen und Beratern der Arbeitsagentur statt. An den Schulen erstellen und bearbeiten die Schülerinnen und Schüler zurzeit ihre persönlichen Profile, die „Steckbriefe“ genannt werden.
Die Plattform selbst wurde größtenteils aus Landesmitteln der OloV-Strategie (Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule-Beruf) finanziert. Über Mittel aus dem ESF (Europäischen Sozialfond) finanziert die Stadt Offenbach die notwendigen Personalkosten des Projekts KAUSA Transfer für den überregionalen IT-Transfer (Laufzeit bis Ende 2023).