Erfolgreiche Drohnenentwickler zieht‘s an die Börse
Erfolgreiche Drohnenentwickler zieht‘s an die Börse


Weßling – Bis 2050 will die Europäische Union vollständig klimaneutral sein. Als Zwischenziel verfolgt sie eine Netto-Reduktion der Treibhausgasemissionen um mindestens 55 Prozent bis zum Jahr 2030. „Für das Erreichen dieser Nachhaltigkeitsvorgaben müssen auch die Luftverkehrsemissionen deutlich sinken“, erklärt Dr. Marco Metzler, Vorstand des deutschen Drohnenentwicklers EAMD AG. Und Metzler, dessen Unternehmen an der Börse in Düsseldorf gelistet ist, erklärt weiter: „Experten sind sich einig, dass die Dekarbonisierung des Flugverkehrs einen nicht unerheblichen Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels leisten kann. Deshalb arbeiten immer mehr innovative Unternehmen an der klimafreundlichen Transformation der Luftfahrt.“

Zu diesen Unternehmen gehört neben der EAMD AG auch die Lilium GmbH aus dem oberbayerischen Landkreis Starnberg bei München. Das 2015 gegründete Flugtaxi-Start-up hat seine Produktionsstätten in Bayerns Landeshauptstadt und unterhält Entwicklungsteams in ganz Europa und den Vereinigten Staaten. Es arbeitet nach eigenen Angaben weltweit mit etablierten Branchenführern und lokalen Regierungen zusammen, um gemeinsam Breschen für einen ökologisch nachhaltigen Flugverkehr zu schlagen. Dabei stützt man sich auf ein über 800-köpfiges Expertenteam aus Ingenieuren, welterfahrenen Geschäftsführern sowie Profis der Luftfahrtindustrie. Das börsennotierte Unternehmen Lilium N.V. mit Hauptstandort in Weßling, aber rechtlichem Firmensitz in Amsterdam, ist seit September 2021 an der amerikanischen Technologiebörse NASDAQ notiert. Sprichwörtlich durchstarten will es mit dem Lilium Jet, einem senkrecht startenden und landenden Luftfahrzeug, das einmal als klimafreundliches Luftfahrttaxi in Dienst genommen werden soll. Mit dem Erstflug rechnen Branchenkenner nicht vor 2024 und mit der Marktreife nicht vor 2026.

Lilium – NASDAQ-Bezeichnung LILM – entwickelt nach Selbstauskunft „ein nachhaltiges und zugängliches Hochgeschwindigkeits-Regionaltransportmittel für Personen und Güter“. Mit diesem vollelektrischen Senkrechtstarter- und Landejet, der eine geringe Geräuschentwicklung und hohe Leistung mit null Betriebsemissionen verbindet, soll die Dekarbonisierung des Flugverkehrs forciert werden. Unternehmensseitig heißt es dazu: „Wir haben einige der klügsten Köpfe der Luft- und Raumfahrt zusammengebracht – ein ehrgeiziges Team mit unterschiedlichen Hintergründen und Talenten. Mit der Unterstützung unserer Investoren und der Zusammenarbeit mit Regierungen, Aufsichtsbehörden und spezialisierten Zulieferern haben wir den Antrieb und das Know-how, um den elektrischen Flug Wirklichkeit werden zu lassen.“

Mitte Juli dieses Jahres gab Lilium bekannt, dass eine Kapitalerhöhung im Wert von 192 Millionen US-Dollar auf den Weg gebracht wurde. An der Aufstockungsrunde nahmen neben Lilium-Führungskräften die wichtigsten deutschen Tech-Investoren Earlybird Venture Capital, BIT Capital, UVC Partners und Frank Thelen, institutionelle Investoren unter der Führung von B. Riley Securities sowie der E-Mobilitätsinvestor E-vestment B.V. teil. Wie bereits angekündigt, wird Aceville Pte. Limited, eine Tochtergesellschaft der Tencent Holdings Limited, zusätzliche 75 Millionen US-Dollar zur teilweisen Vorauszahlung des gesamten Ausübungspreises der zuvor ausgegebenen Optionsscheine bereitstellen. Das Geld dürfte in Kürze fließen. Die vereinbarte Kapitalerhöhung ist ein wichtiger Schritt zur Sicherung der Komplett-Finanzierung des Lilium Jets für die kommerzielle Nutzung. Zusammen mit den 100 Millionen US-Dollar, die schon Anfang Mai zur Verfügung gestellt wurden, beläuft sich die Gesamteinnahme in diesem Jahr auf 292 Millionen US-Dollar. Das eingeworbene Kapital ermöglicht es Lilium, sein ehrgeiziges Entwicklungsprogramm zügig fortzusetzen und einen Großteil des benötigten Kapitals für den ersten bemannten Flug des typkonformen Flugzeugs zu decken, der für die zweite Hälfte des Jahres 2024 erwartet wird. Danach rechnet Lilium mit erheblichen Vorabzahlungen, die einen Löwenanteil des künftigen Kapitalbedarfs – einschließlich der Herstellung des typkonformen Flugzeugs – decken werden.

Der Bruttoerlös in Höhe von 192 Millionen US-Dollar wird durch drei Transaktionen erzielt: Erstens ein öffentliches Aktienangebot mit einem Bruttoerlös von rund 75 Millionen US-Dollar, zweitens eine gleichzeitige Privatplatzierung mit einem Erlös von rund 42 Millionen US-Dollar unter der Führung von Earlybird und unter Beteiligung von UVC Partners, BIT Capital, Frank Thelen und E-vestment B.V. sowie drittens die Finanzierung von 75 Millionen US-Dollar durch Aceville zur teilweisen Vorauszahlung des vollständigen Ausübungspreises der Optionsscheine.

„Unsere Mission ist es, die Dekarbonisierung der Luftfahrtindustrie mit unserem revolutionären Lilium Jet zu unterstützen“, betont Klaus Roewe. Der CEO von Lilium dankt alten und neuen Investoren, die den Bau von Elektro-Jets forcieren, um die nächste Phase zur Elektrifizierung des Flugverkehrs einzuläuten. Am 1. August 2022 trat der langjährige Airbus-Manager seinen Posten als Geschäftsführer des Flugtaxiherstellers an. Daniel Wiegand, Mitgründer und bis dahin CEO von Lilium, behielt seine Aufgabe als Chefingenieur für Innovation und Zukunftsprogramme sowie als Verwaltungsrat. Die Partner des Flugzeugentwicklers aus Weßling sind voll des Lobes. „Wir freuen uns sehr, Lilium zu unterstützen und damit zu zeigen, dass wir Innovationen in der Luftfahrt weiterhin fördern“, unterstreicht Dr. Hendrik Brandis als Mitgründer und Partner von Earlybird. „Als Luft- und Raumfahrttechniker bin ich fasziniert von mutigen Innovatoren, die neue Wege gehen. Wir sind davon überzeugt, dass Lilium zahlreiche Vorteile in Bezug auf Sicherheit, Flugkomfort, geringe Lärmbelastung, Gesamtbetriebskosten und Klimaauswirkungen durch die Emissionsfreiheit bietet.“ Der kommerzielle Nutzen des Projektes für den interurbanen Verkehr liegt für Brandis auf der Hand. Johannes von Borries, Managing Partner von UVC Partners, verweist auf die frühzeitige Unterstützung seines Hauses für die Lilium-Pläne: „Während es damals wie ein fantastischer Traum erschien, Elektro-Jets zu bauen, hat sich das Unternehmen zu einem Flugzeughersteller von Weltklasse entwickelt.“

Anfang Juli teilte Lilium mit, dass man das vierte und letzte Design Organisation Approval (DOA)-Audit der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) erfolgreich abgeschlossen hat. Damit ist der Weg des bayerischen Flugtaxi-Entwicklers zum EASA-DOA-Inhaber vorgezeichnet. Die EASA räumt solchen DOA-Inhabern besondere Privilegien ein. Sie können Compliance-Dokumente ohne weitere Prüfung von der Agentur anerkennen lassen und unabhängig von ihr Aktivitäten entfalten. Lilium strebt ein DOA an, das speziell auf die Zertifizierung von eVTOL- und Elektroantrieben zugeschnitten ist. Das Design Organisation Approval ist eine Art Betriebserlaubnis und ein entscheidender Schritt zur kommerziellen Zulassung der Flugtaxis. Ein europäisches Luft- und Raumfahrtunternehmen kann ohne ein DOA weder ein Musterzertifikat entwickeln noch Konstruktionsaktivitäten aufnehmen. „Der erfolgreiche Abschluss des vierten und letzten DOA-Audits ist eine Anerkennung für die Qualität unseres Teams und die Genauigkeit unserer Designprozesse“, erklärte Alastair McIntosh als Chief Technology Officer von Lilium.

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