Podiumsveranstaltung am 19. November 2021 in Mülheim (Quelle: Rodgauer Morgen)
Podiumsveranstaltung am 19. November 2021 in Mülheim (Quelle: Rodgauer Morgen)

Mühlheim - Zehn Jahre ist es her, dass sich der Kern des sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrunds“, kurz NSU, selbst enttarnte. Bis heute sind zu den Morden an Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıc, Mehmet Turgut, Ismail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat, Michelle Kiesewetter und den Anschlägen in Köln und Nürnberg noch viele Fragen offen. Möglichkeiten der weiteren Aufklärungsarbeit zum NSU-Komplex werden vor dem Hintergrund dieser ungeklärten Fragen diskutiert.

Bevor rege diskutiert wird, sind es zunächst lokale Stimmen, die am 19. November 2021 bei der Podiumsdiskussion im Schanz in Mülheim gehört werden: Mitglieder des Kreisausländerbeirats und weitere Menschen aus der Region blicken darauf zurück, wie sie die Selbstenttarnung des NSU im November 2011 erlebt haben und formulieren klare Forderungen für die weitere Aufklärung. „Nach wie vor ist das Auffliegen des NSU-Komplex ein Einschnitt für viele hier. Die Morde und Anschläge sind bis heute nur unzureichend aufgeklärt. Der Alltagsrassismus ist in der Gesamtgesellschaft heute mehr denn je sichtbarer und erlebbarer. Ein tragisches Beispiel von Rassismus sind die menschenverachtenden rassistischen Anschläge wie in Hanau. Ich hoffe, von der Diskussion am 19. auch Impulse zu bekommen, wie es mit unserem gemeinsamen Engagement gegen Rassismus und rechte Gewalt weitergehen kann“ so Hüsamettin Eryilmaz, Vorsitzender des Kreisausländerbeirates.

Für das Gedenken, aber auch für das aktive Einklagen von Konsequenzen stehen die Bildungsinitative Ferhat Unvar aus Hanau, die Initiative 06. April aus Kassel und das Bündnis Bunt statt Braun in Stadt und Kreis Offenbach. Sie stehen für Handlungsmöglichkeiten für Aktive in der Region und darüber hinaus. Mitgestaltet und miterlebt hat die Aufarbeitung des NSU-Komplex in den letzten Jahren Antonia von der Behrens, Nebenklageanwältin im NSU-Prozess. Gemeinsam mit den Initiativen und Rainer Becker vom Landesdemokratiezentrum sitzt sie im Schanz in Mülheim ebenfalls auf dem Podium.

„Wir freuen uns total, dass wir so viele extrem kompetente und engagierte Personen für das Podium gewinnen konnten. Am 19. November wollen wir zusammen nicht nur über die absolut unzureichende Aufklärung der vergangenen zehn Jahre sprechen, sondern den Blick darauf richten, wie die Zivilgesellschaft vor Ort Verantwortung übernehmen kann. Wenn wir wollen, dass unter den NSU-Komplex kein Schlussstrich gesetzt wird, dann müssen wir hier auch im Kreis Offenbach etwas tun!“, erzählt Jakob Wolf, von der Partnerschaft für Demokratie im Kreis Offenbach.

„Natürlich muss es uns auch darum gehen, den Opfern zu Gedenken und den Kampf der Angehörigen zu unterstützen. Das ist uns gerade ein Anliegen, weil sich ja auch nach dem Anschlag in Hanau wieder zeigt: Die zuständigen Behörden haben bis heute nicht im Ansatz gelernt, das Leid der Angehörigen anzuerkennen, geschweige denn Menschen vor rechter und rassistischer Gewalt zu schützen“, so Alexander Herold von der Partnerschaft für Demokratie in Pfungstadt. „Vor allem wollen wir unseren Teil dazu beitragen, dass auch hier im Kreis, in Heusenstamm und in Pfungstadt die Auseinandersetzung mit Rassismus und rechtem Terror und das Gedenken an die Opfer weitergeht. Dazu arbeiten hier sehr viele Aktive und auch wir als Partnerschaften wollen mehr Verantwortung übernehmen. Schließlich ist eine Lehre aus dem NSU-Komplex, dass die Zivilgesellschaft zu den Taten viel zu lange geschwiegen hat“, ergänzt Sarah Fey, von der Partnerschaft für Demokratie Heusenstamm. Die Podiumsdiskussion wird organisiert von den Partnerschaften für Demokratie Heusenstamm, Pfungstadt und Kreis Offenbach und moderiert von Aisha Camara. Sie ist unterstützt vom Kreisausländerbeirat im Kreis Offenbach. Die Veranstaltung beginnt um 18:00 Uhr im Schanz in Mülheim am Main. Es gilt die 2G Regel. Da die Plätze begrenzt sind, wird die Veranstaltung live gestreamt. Anmeldungen werden angenommen unter: demokratie-leben@awo-of-land.de.


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