Drohen der PrismaLife ähnliche Gefahren wie zuletzt der Silicon Valley Bank?
Drohen der PrismaLife ähnliche Gefahren wie zuletzt der Silicon Valley Bank?

Ruggell - Wie steht es um die Versicherungswirtschaft in Europa? Analysten erkennen große Alarmzeichen. Besondere Sorgen dürften sich bei der kleinen Assekuranz PrismaLife aus dem liechtensteinischen Ruggell ausbreiten.

Saßen die deutschen Lebensversicherer 2021 noch auf stillen Reserven von 155 Milliarden Euro, schlummerten Ende 2022 - also nur ein Jahr später - schon stille Lasten von etwa 100 Milliarden Euro in ihren Bilanzen wie die Ratingagentur Assekurata warnt, die auch die Liechtensteiner Assekuranz PrismaLife bewertet (Quelle).

Ähnlich wie bei der Silicon Valley Bank in den USA könnte ein massiver Abzug von Kundengeldern rasch dazu führen, dass Versicherer in eine prekäre Schieflage geraten und gerettet werden müssen.

Viele Jahre fielen die Zinsen und fielen und fielen, bis sie sogar negativ wurden. Doch seit Anfang 2022 steigen die Kosten auf Kapital wieder - und zwar deutlich. Die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) haben die Leitzinsen in den vergangenen Monaten mehrfach signifikant erhöht. Weitere Zinsschritte zur Eindämmung der hohen Inflation sind absehbar. Die Phase der Niedrig- und Negativzinsen ist wohl Vergangenheit.

Und damit haben sich die ökonomischen Rahmenbedingungen recht kurzfristig fundamental geändert. Krisen, die die Immobilienwirtschaft bereits voll erwischt haben, dürften auch auf weite Teile der Versicherungen übergreifen. Vor allem kleinere Versicherer wie die PrismaLife sind dann gefährdet.

Grundsätzlich profitieren Lebensversicherer - und damit auch ihre Versicherungsnehmer - von einem steigenden Zinsniveau. Doch Banken und Versicherer können dadurch auch in existenzbedrohende Situationen geraten, wie die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA und die immensen Stützungsmaßnahmen bei der krisengeschüttelten schweizerischen Großbank Credit Suisse zeigen.

Solche Krisenszenarien müssen keine Einzelfälle bleiben!

So hatten amerikanische Banken nach einer Veröffentlichung des staatlichen Einlagensicherungsfonds Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) Ende 2022 mehr als 620 Milliarden US-Dollar an stillen Lasten in ihren Bilanzen stehen. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank ist an der Börse aktuell umgerechnet insgesamt nur mit etwas mehr als 20 Milliarden US-Dollar bewertet.

Doch auch in Deutschland kann sich eine Pleite wie bei der Silicon Valley Bank wiederholen.

Hintergrund: Ausgelöst wurde die Pleite durch SVB-Kunden, meist IT-Start-Ups aus den USA, die plötzlich mehr Kapital abzogen als von der Bank prognostiziert. Deshalb musste die SVB ihrerseits ein 18 Milliarden US-Dollar schweres Portfolio von US-Treasuries mit Verlust verkaufen. Dabei realisierte sie eine stille Last von 1,8 Milliarden US-Dollar, was dann die Bank in den Ruin trieb. Das Problem für die deutschen Lebensversicherer: Stille Lasten, wie sie der SVB zum Verhängnis wurden, gibt es in ähnlich existenzbedrohendem Umfang auch bei ihnen.

PrismaLife verfügt Ende 2022 über rund 188 Mio. EUR an Taggeldern und Sicherungsvermögen, die sie mit den hier ersichtlichen aktuellen Zinssätzen verzinst. (Quelle)

Wie fast alle Lebensversicherer hat die kleine PrismaLife auf diese Kundengelder im letzten Jahr rund 12.5% Verluste hinnehmen müssen. Das sind rund 20 Mio. EUR und somit rund die Hälfte des PGR Eigenkapitals wie aus der kürzlich veröffentlichten Bilanz 2022 zu entnehmen ist. (Quelle)

Durch die Bewertung als "amortized cost" werden die Verluste in der Bilanz zu stillen Lasten. Diese stille Lasten können wie das Beispiel Silicon Valley Bank zeigt, kurzfristig zu einem Problem werden wenn zinsinduziert Kundengelder aktiv abgezogen werden.

Aktuell angebotenen Zinsen der PrismaLife sind nicht mehr konkurrenzfähig!

Die aktuell angebotenen Zinsen der PrismaLife sind nicht konkurrenzfähig, eine zinsinduzierter Abzug dieser Kundengelder wie bei der SVB Bank ist absehbar.

Die PrismaLife hat die Abgrenzung der Taggelder und Sondervermögen im Jahr 2014 als getrennten Deckungsstock bei dem die Gesellschaft und nicht der Kunde das Kapitalanlagerisko trägt, eingeführt und seit dieser Zeit rund 20 Mio. EUR Gewinne kassiert, die zum Aufbau der schwachen Kapitalbasis dienten. Nun schlägt das Pendel offenbar zurück und es wurden in letztem Jahr rund 20 Mio. EUR an Verlusten erwirtschaftet.

Da die Zinssätze bei den Taggeldern bei dem jetzigen Zinsniveau nicht mehr attraktiv sind, droht ähnlich wie bei der Silicon Valley Bank der Abzug der Gelder bzw. ein Storno der Policen. Damit könnte die PrismaLife wieder in eine existenzbedrohliche Lage wie bereits in 2016 geraten (Quelle).

Holger Beitz, der seit Jahren die PrismaLife führt, hofft nun wohl auf eine Rettung durch die finanzstarke Barmenia Versicherung. Denn der Unterschied der PrismaLife zu vergleichbaren Wettbewerbern ist, dass der finanzkräftige deutsche Versicherungskonzern Barmenia kürzlich 75% minus 1 Aktie der Anteile an der PrismaLife übernommen hat und für die Verluste künftig geradestehen muss. Der Barmenia kann diese „Internationalisierung“ daher teuer zu stehen kommen. Marktbeobachter gehen allerdings davon aus, dass andere Gründe vorgelegen haben müssen, wenn sich die Barmenia Hals über Kopf in dieses Abenteuer mit PrismaLife in Liechtenstein stürzt.

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