Dietzenbach - Peter Scholz ist seit fast zwanzig Jahren Abteilungsleiter für die städtischen Kindertagesstätten und hat sein Büro im Rathaus. Während seine Kolleginnen und Kollegen - über 240 an der Zahl - direkt in den insgesamt zwölf Einrichtungen der Kreisstadt direkt mit den Kindern arbeiten, lenkt der gebürtige Dietzenbacher die Geschicke rund um die bürokratischen Herausforderungen, die sich im Laufe der Zeit gewandelt haben. Bei seiner Arbeit kommen Peter Scholz, der bereits seit 1974 bei der Stadtverwaltung beschäftigt ist, seine Fähigkeiten zum Netzwerken, Kommunizieren und sein lösungsorientierter Ansatz zugute. Im Interview gibt er einen Einblick in das sogenannte Kita-Betriebserlaubnisverfahren und die Personalsituation sowie einen Ausblick zu neuen Einrichtungen in Dietzenbach.
Langer Weg zur Eröffnung einer Kindertageseinrichtung
Viele Aspekte müssen zweifelsfrei passen, bevor Kinder in eine Kita gehen können. Die Sicherheit steht da an erster Stelle. Das speziell geregelte Verfahren zur Erlaubnis für den Betrieb einer Tageseinrichtung für Kinder liegt derzeit auf Peter Scholz‘ Tisch. Denn auf dem Hexenberg wird eine neue Kinderkrippe mit 20 Plätzen vorgesehen, zu dem eine weitere Kita in der Marktstraße, in der bis zu 50 Kinder betreut werden können. „Der Bedarf ist ungebremst groß“, weiß Scholz. „Daher wird aktuell intensiv an einer Eröffnung von zwei neuen Einrichtungen geplant.“
In Jahr 2002 hatte der damals neue Abteilungsleiter Peter Scholz bereits die elf städtischen Kitas von seinem Vorgänger „übernommen“, sodass die Ausweitung um zwei weitere Einrichtungen für ihn Neuland darstellen müsste. Dem ist jedoch nicht so, denn in den letzten Jahren wurde fleißig saniert und neugebaut, was die Kita 2 (Brunnenstraße) und Kita 3 (Martinstraße) eindrucksvoll zeigen. Auch die bereits temporäre Öffnung einer Kita in der Marktstraße, die während umfangreicher Baumaßnahmen in der Kita als Ausweichquartier genutzt wurde, begann mit dem Betriebserlaubnisverfahren.
Für die zwei neuen Kitas geht Peter Scholz und das Rathausteam routiniert durch den Antrag und arbeitet gewissenhaft die vielen Punkte ab, die es braucht, um eine Betriebserlaubnis zu bekommen. „Viele Stellen sind da zu beteiligen“, erklärt Scholz. „Frühzeitig beziehen wir die pädagogische Fachaufsicht des Kreises in die Planungen ein, um Knackpunkte frühzeitig zu erkennen.“
So bedarf es dezidierte Lagepläne, Freiflächenpläne, eine spezielle Baugenehmigung mit individuell erarbeitetem Nutzungskonzeptes, Protokolle über Brandverhütungsschauen, Stellungnahmen des Gesundheitsamtes, der Lebensmittelüberwachung, des Jugendamtes und der Bauaufsichtsbehörde. Aufgabenspezifische Ausbildungsnachweise und Führungszeugnisse des dortigen Personals sind ebenso vorzulegen wie Versicherungsunterlagen, detaillierte Vorstellungen zur Personalplanung, Dienstplänen, aber auch Konzepte über „Maßnahmen zur Unterstützung eines gesundheitsförderlichen Lebensumfeldes“, geeigneten Beteiligungsverfahren von Kindern sowie Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung und -sicherung. Die Barrierefreiheit und Inklusion sind weitere Aspekte, die es zu betrachten gilt.
„Es ist wichtig, dass alle Punkte berücksichtigt und sorgfältig betrachtet werden“, weiß Bürgermeister Dr. Dieter Lang. „Hier ist Teamwork gefragt, alle Zahnrädchen müssen gut ineinandergreifen, um die hohen Hürden, wie zweifelsfrei ihre Berechtigung haben, zu erfüllen“, so der Rathauschef. Wenn alles gut läuft, können wir zum neuen Kindergartenjahr (September 2022) die neue Kita auf dem Hexenberg und die Einrichtung in der Marktstraße öffnen.
Weiterentwicklung der Pädagogik und Anforderungen an Personal
Im Laufe der Jahre haben sich die Ansprüche an eine Kita verändert. „Zu Beginn meiner Arbeit im Kita-Bereich hießen vor 20 Jahren die Kolleginnen noch Kindergärtnerinnen bzw. die zwei Kollegen Kindergärtner. Heute sind es pädagogische Fachkräfte, was die Wertigkeit bei weitem besser beschreibt“, sagt Peter Scholz und ergänzt: „Der Hessische Bildungs- und Erziehungsplan aus dem Jahr 2006 gibt einen hervorragenden Einblick in das, was Kitas heute Leisten.“ Dort steht unter dem Titel „Bildung von Anfang an“ zu den Bildungs- und Erziehungszielen beispielsweise, dass Mädchen und Jungen im Alter bis zehn Jahre Fähigkeiten mitgegeben werden sollen, um kreativ, fantasievoll, kommunikationsfreudig, medienkompetent, forschend, verantwortungsvoll und werteorientiert handeln zu können.
„Dazu braucht es moderne Bildungs- und Erziehungsprozesse, Konzepte für die Übergänge, Kooperationen und Beteiligungen, eine laufende Reflexion und Evaluation und natürlich, gutes, engagiertes Personal“, erklärt der Abteilungsleiter. Die Anforderungen sind hoch, die Anzahl der Stellen in Dietzenbach sind gewachsen, jedoch auch der massive Druck auf dem Arbeitsmarkt. „Es ist schade, dass es erst eine Pandemie gebraucht hat, um zu sehen, wie systemrelevant und wichtig das Personal in den Kitas ist“, so Scholz.
Es tut sich einiges in Sachen Personal, beginnend von den Anforderungen an die Arbeitnehmenden wie auch aus Sicht als Arbeitgeber. „Es gibt viele tolle Entwicklungen, die hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lassen“, resümiert der Abteilungsleiter. So hat sich der Anteil an männlichem Personal versechsfacht. Ab März 2022 haben wir auch erstmalig in der städtischen Kita-Geschichte einen männlichen Kita-Leiter. Erfreulich ist auch, dass in diesem Jahr eine Rekordsumme bei den Ausbildungen zu verzeichnen sind. Allein im Jahr 2021 haben 28 Männer und Frauen eine Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft begonnen. Hinzu kommt Unterstützung aus den Bereichen „Freiwilliges Soziales Jahr“, Erzieherinnen und Erzieher in der Anerkennungszeit und die „Alltagshelfer“.
Bürgermeister Dr. Lang: "Ausbildung liegt uns am Herzen"
Bürgermeister Dr. Dieter Lang: „Dass wir so viele junge Menschen für den Beruf in einer Kita gewinnen konnten, kommt nicht von ungefähr. Die Ausbildung liegt uns sehr am Herzen. Dank eines etablierten Netzwerkes mit Bildungseinrichtungen und Trägern, dem regelmäßigen Ausstellen auf Bildungsmessen und dem großen Einsatz von Peter Scholz und seinem Team, können wir Stellen gut besetzen, auch wenn es noch nicht ausreichend ist.“ „Alle Städte und freien Träger fischen im gleichen Teich um qualifiziertes Personal“, weiß Peter Scholz. Es habe sich im Laufe der Zeit glücklicherweise der Ausbildungsberuf dahingehend entwickelt, dass wir ein Entgelt bereits ab dem ersten Monat zahlen können. Das war viele Jahre eine rein schulische Ausbildung.
Mit der im Jahr 2020 geschaffenen neuen Stelle der pädagogischen Fachberatung im Rathaus, die mit Karin Fiedel besetzt ist, ist der Fachbereich Soziale Dienste einen weiteren wichtigen Weg gegangen, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden. Dort wurde aktuell auch eine neue Konzeption zur Ausbildung erarbeitet.
Der Blick in die Personalstruktur ist spannend und bunt wie Scholz erzählt: „In den Kitas haben wir einen großen Sprachschatz, wie man in der Kita 2 sehen kann.“ Dort arbeiten Kolleginnen aus vier Kontinenten und zwar aus den Ländern: Brasilien, Nicaragua, Äthiopien, Marokko, Ukraine, Deutschland, Italien, Ungarn, Litauen, Afghanistan und Kasachstan. „Das bringt große Vorteile, die Vielfalt ist ein Gewinn und spiegelt die Gesellschaftsstruktur in Dietzenbach gut wieder“, ergänzt der Bürgermeister.