Bürgermeister von Dietzenbach und Offenbach informieren sich über Rad-Infrastruktur in ihren Kommunen
Bürgermeister von Dietzenbach und Offenbach informieren sich über Rad-Infrastruktur in ihren Kommunen

Offenbach / Dietzenbach - Gemeinsame Interessen verfolgen, voneinander lernen und miteinander Mobilitätswege für die Zukunft schaffen: Unter diesem Motto stand ein Austausch von Dietzenbachs Bürgermeister Dr. Dieter Lang mit seiner Offenbacher Amtskollegin Sabine Groß, zu dem sich beide Ende August am Rathaus der Kreisstadt Dietzenbach trafen. Lang hatte Groß dazu eingeladen, sich vor Ort selbst ein Bild über die bisherigen Maßnahmen Dietzenbachs zur Stärkung und zum Ausbau der innerstädtischen Rad-Infrastruktur zu machen. Gemeinsam zogen die beiden auf ihren Rädern los und fuhren die ausgebauten Radstreifen an der L3001, der Nord-Süd-Achse durch Dietzenbach, vom Steinberger Kreisel ausgehend zum Wappenkreisel einmal hin und wieder zurück. In mehreren Zwischenstopps erläuterte Lang die verkehrsbaulichen Maßnahmen, mit denen die Umsetzung des mehrjährigen und noch andauernden Projekts in der Kreisstadt einherging: so etwa die Verminderung der Fahrspuren in beide Richtungen zugunsten des Radwegs, der Bau und die Fahrbahnführung in Kreisverkehren, die Verlegung und barrierefreie Umgestaltung von Bushaltestellen sowie die Bepflanzung der in den vergangenen Jahren neu gestalteten Bereichen entlang der Achse.

Radverkehrsfreundlicher Ausbau der Nord-Süd-Hauptverkehrsader

Die Landesstraße 3001, die von Nord nach Süd durch die Kreisstadt Dietzenbach führt, ist bereits seit 2021 radverkehrsfreundlicher und sicherer für Menschen mit Einschränkungen aus- und umgebaut worden. Nach dem ersten Abschnitt „Nord“ ist im Jahr 2022 im Bereich „Mitte“ zwischen dem Knoten B459/L3001 bis südlich zum Wappenkreisel an der Babenhäuser Straße die vormals vierspurige Straße auf zwei Fahrspuren – pro Richtung eine – verschmälert worden, zugunsten von extrabreiten Radfahrstreifen. Bereits zu Beginn der Planungen im Jahr 2018 wurden hierzu im Rahmen einer Verkehrsbetrachtung Zahlen ausgewertet: „Die Berechnungen damals haben ergeben, dass der Umbau den Verkehrsfluss nicht maßgeblich beeinflussen wird – und genauso ist es heute, der Verkehr fließt auch zur morgendlichen Rush Hour durch unsere Stadt“, sagt Dietzenbachs Bürgermeister Lang. Die Umgestaltung in den vergangenen Jahren hatte immer auch die Bedürfnisse von Menschen mit Einschränkungen im Blick; so wurden die Bushaltestellen und die Übergänge der Fahrbahnen barrierefrei ausgebaut.

Innerstädtische Verkehrswende für Sicherheit und Klimaschutz

Im Rahmen einer innerstädtischen Verkehrswende soll der Verkehrsraum sozialer und gerechter verteilt werden. Demnach gilt es auch in Dietzenbach, den Fuß- und Radverkehr weiterhin zu stärken und trotzdem den motorisierten, individuellen Verkehr im Blick zu haben. „Der Verkehrsraum in unserer Stadt ist für alle da: Jeder hat seine Berechtigung und es ist wichtig, die Möglichkeiten sowohl für motorisierte als auch nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer und Fußgänger sicher und attraktiv zu gestalten. Gleichzeitig erfordert Klimaschutz Veränderungen in der Mobilität: Mit einer modernen Verkehrsinfrastruktur unterstützen wir die Attraktivität des Radverkehrs, was wichtig ist, denn: Mehr Nahmobilität durch Fuß- und Radverkehr bedeutet wiederum mehr Klimaschutz, weniger Verkehrslärm und verbessert das Stadtklima“, so der Dietzenbacher Rathauschef.

Offenbachs Bürgermeisterin Sabine Groß stimmt ihm zu: „Nur mit guten Konzepten im Straßenverkehr, die alle Bedarfe berücksichtigen, können wir Anreize auch im Sinne des Klimawandels schaffen und mehr Menschen dazu bewegen, die Vorteile des Radfahrens zu erkennen, zu schätzen und zu nutzen.“ Einig waren sich beide bei Folgendem: „Das Auto muss nicht unbedingt das attraktivste Mittel zur Fortbewegung sein. Es gibt heute schon viele Nachweise über die Vorteile des Radverkehrs im Innerstädtischen – und dafür, dass man per Rad oftmals sogar schneller am Ziel sein kann“, so Offenbachs Bürgermeisterin Sabine Groß. Sie verweist auf eine Datenanalyse des Wirtschaftsmagazins Spiegel aus dem Juli 2023, die untersucht hat, ob Pop-up-Radspuren während der Pandemie oder auch ein permanentes Umfunktionieren von vier auf zwei Fahrspuren zugunsten von Radwegen tatsächlich ein Stau-Chaos in Städten verursacht. Fazit der im Juli veröffentlichten Studie, die Daten der Rush-Hour entlang reduzierter Fahrstreifen zugunsten des Radverkehrs im Mai 2023 mit denen aus Mai 2019 in Berlin, Hamburg, Leipzig und München untersucht und verglichen hat: Die jeweiligen Verzögerungen im Autoverkehr belaufen sich laut Studie je nach Ort oftmals auf wenige Sekunden (Hamburg, München) bis hin zu einem mittleren Zeitverlust von etwa einer Minute (Leipzig), zudem sei der Autoverkehr seitdem insgesamt etwas langsamer unterwegs; längere Stausituationen bedingt durch den Ausbau um Radspuren blieben aus.

Mit Verkehrswende den Radverkehr stärken

Die Kreisstadt Dietzenbach arbeitet grenzübergreifend und innerstädtisch an Radwegkonzepten, um den Fahrradverkehr zu fördern und zu stärken. So wurde die Landesstraße 3001, die von Nord nach Süd durch Dietzenbach führt, bereits zu einem großen Teil radverkehrsfreundlicher gestaltet und gleichzeitig sicherer gemacht. Zudem wird kontinuierlich an Nahmobilitäts- und Radverkehrskonzepten gearbeitet sowie an einer Beteiligung am vom Regionalverband FrankfurtRheinMain geplanten Radschnellweg FRM9 von Seligenstadt bis zum Frankfurter Flughafen. Eine Freizeit-Radrundroute rund um Dietzenbach von 22,7 Kilometern Länge ergänzt das aktuelle Radler-Angebot der Kreisstadt.


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