Babenhausen -Vor drei Wochen startete die erste Sonderimpfaktion in der Arztpraxis von Dr. Abrar Mirza in Babenhausen. Rund 1.200 Menschen konnten sich dort ohne Anmeldung für eine Impfung mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson anstellen. Es kam zu teils turbulenten Szenen, einige Interessierte waren bereits am Vorabend angereist und hatten in Wohnwagen campiert. Hunderte warteten teils stundenlang in der Schlange vor der Arztpraxis, um vor den Sommerferien noch schnell eine der begehrten Impfungen zu erhalten. Das Besondere am Impfstoff von Johnson & Johnson ist, dass er anders als die anderen Corona Vaccine, nur einmalig verabreicht werden muss, um wirksam zu sein.
Bei der zweiten Sonderimpfaktion am vergangenen Wochenende in Babenhausen hatte man aus dem enormen Andrang gelernt und die Organisation besser strukturiert. Dieses Mal sollte rund 3.000 Dosen des Impfstoffes von Johnson & Johnson an interessierte verteilt werden. Auf dem ehemaligen Kasernengelände der Stadt wurde ein Drive-in errichtet und alle Interessierten mussten nicht einmal ihr Auto verlassen. Auch die Polizei und Ordnungskräfte sorgten vor Ort für Sicherheit und einen reibungslosen Ablauf der zweiten Aktion.
Profit mit den Corona-Impfungen
Doch nicht bei allen stieß die zweite Impfaktion auf wohlwollen. Viele stellten sich die Frage, wie eine einzelne kleine Arztpraxis an über 3.000 Dosen des begehrten Impfstoffes gekommen ist. Vor allem da viele andere Arztpraxen in der Umgebung mit Engpässen und langen Wartelisten für die eigenen Patienten kämpfen müssen. Die ganze Aktion zahlt sich zudem für Dr. Abrar Mirza aus. So berichtete die Hessenschau, dass eine Impfung dem Babenhäuser Azt rund 20 Euro einbringt. Bei etwa 4.000 Dosen sind dies immerhin ein Gewinn von 80.000 Euro! Nachvollziehbar, dass hier einige Fragen offen sind und sich die Arztpraxen der Umgebung, die beim Verteilen der Impfdosen leer ausgingen, nun beschweren.
Auch beim Hausärzteverband Hessen gingen indes viele Beschwerden über die unfaire Verteilungpraktik ein. Wie Dr. Abrar Mirza aus Babenhausen an die 4.000 Dosen gekommen sei, sei auch dem Verband völlig unklar. Kritik übt auch der Vorsitzende des Hausärzteverband Armin Beck. Bei jeder Impfung mit Johnson & Johnson sei eigentlich ein Aufklärungsgespäch über die Risiken für unter 60-Jährige notwendig. Dieser Fürsorgepflicht dem Patienten gegenüber kann bei 3.000 verabreichten Impfungen an einem Tag jedoch kaum ausreichend nachgegangen sein.
Es bleiben weiter viele Fragen unbeantwortet. Auch weil der beteiligte Arzt und die zuständige Behörde in Hessen über die Beschaffung der Impfdosen weiter schweigen. Man versicherte lediglich, alles sei rechtens abgelaufen. Warum die Aktion in Babenhausen jedoch solche Ausmaße annehmen konnte, erklärt sich dadurch nicht.