Hessen - Am vergangenen Samstag bestätigte die hessische AfD auf ihrem Landesparteitag in Karben die beiden Co-Landeschefs Andreas Lichert und Robert Lambrou in ihren Ämtern. Lichert erhielt mit 175 von 204 abgegebenen Stimmen mehr Zustimmung als Lambrou, der von 155 Delegierten bei 202 abgegebenen Stimmen unterstützt wurde.
Einheitliche Führung trotz unterschiedlicher Zustimmung
Lambrou kommentierte die unterschiedliche Zustimmung und betonte, dass die Doppelspitze sehr vertrauensvoll und reibungslos funktioniere. Er sei ein "Taktgeber" der hessischen AfD und arbeite aktiv daran, dass die Partei auf Kurs bleibt. Lichert fügte hinzu, dass die zuvor vorhandenen Lagerstreitigkeiten überwunden seien und die Partei geschlossen auftrete.
AfD nach Landtagswahl auf Wachstumskurs
Die AfD konnte bei der Landtagswahl im Oktober 18,4 Prozent der Stimmen in Hessen für sich verbuchen und wurde damit zur zweitstärksten Kraft im Land. Lambrou äußerte sich zu den bevorstehenden Koalitionsverhandlungen von CDU und SPD und betonte, dass eine mögliche schwarz-rote Koalition nicht zwangsläufig eine Verbesserung gegenüber Schwarz-Grün bedeute. Die AfD strebe eine "Beendigung der identitätsgefährdenden Masseneinwanderung" an und setze sich für grundlastfähige Energie, niedrige Strompreise und einen Wiedereinstieg in die Kernenergie ein.
Gegenproteste vor dem Parteitag
Vor der Versammlungshalle fand eine Gegendemonstration statt, bei der rund 300 Teilnehmer gegen die AfD protestierten. Transparente mit Aufschriften wie "Solidarität statt Hass & Hetze" wurden gezeigt. Die Polizei berichtete von mehr Gegendemonstranten als Delegierten auf dem Parteitag.
Positive Vision für die Zukunft
Maximilian Krah, AfD-Bundesvorstandsmitglied und Spitzenkandidat für die Europawahl im kommenden Jahr, betonte in einem Grußwort, dass die Partei nun "genau da angekommen" sei, wo sie sein wolle. Er unterstrich die Bedeutung, nicht nur im Protestmodus zu verharren, sondern aktiv Politik zu gestalten und eine "positive Vision" zu entwickeln. Dabei gehe es unter anderem um die Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz und den Erhalt der deutschen Identität.
Gerichtsentscheidung zum Verfassungsschutz
Aktuell darf die hessische AfD nicht als sogenannter Verdachtsfall vom Landesverfassungsschutz beobachtet werden. Dies erging aus einem Beschluss des Verwaltungsgerichts in Wiesbaden hervor. Lichert bezeichnete die gegen die Partei erhobenen "Rechtsextremismusvorwürfe" als "hanebüchen" und "substanzlos".
Vorausblick auf kommende Wahlen
Lichert rief die Parteimitglieder dazu auf, sich bereits auf die Europawahl im nächsten Jahr und die Kommunalwahlen in Hessen 2026 vorzubereiten. Die Partei zeigt sich optimistisch und sieht ihre jüngsten Wahlergebnisse als Zeichen dafür, dass sie nicht nur im Osten, sondern auch im Westen Fuß gefasst hat. Insgesamt präsentierte sich der Landesparteitag als eine Veranstaltung, die die interne Einigkeit betonte, während draußen eine friedliche Gegendemonstration für Vielfalt und Toleranz stattfand.