Kreis Offenbach - Der Kreis Offenbach hat am Freitagabend engagierte Bürgerinnen und Bürger geehrt, die seit Jahren ehrenamtlich in Vereinen, Organisationen und Initiativen arbeiten, Menschen unterstützen und die den Alltag vieler lebenswerter machen. Mit Blick auf den von den Vereinten Nationen für den 5. Dezember ausgerufenen Internationalen Tag des Ehrenamts hat der Kreis Offenbach mit der Auszeichnung „Anerkennung bürgerschaftlichen Engagements“ das Wirken von Marion Ott aus Obertshausen, Lydia Zoubek aus Neu-Isenburg, Frank Müglich aus Dreieich und Klaus Pannek aus Mainhausen gewürdigt.
Die Aufgabenbereiche der vier Geehrten machen die große Vielfalt der Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren, deutlich. Marion Ott aus Obertshausen ist Mitbegründerin des „Chor 84“, der zum Traditionsverein Sängerlust 1886 Hausen gehört. Lydia Zoubek erhielt die Auszeichnung im Bereich Migration. Die erblindete Neu-Isenburgerin setzt sich unter anderem dafür ein, dass Menschen mit Handicap barrierefrei durch den Alltag kommen. Frank Müglich aus Dreieich gehört seit fast 40 Jahren dem Kreisverband Offenbach des Deutschen Roten Kreuzes an und ist im Katastrophenschutz im Einsatz. Für sein ehrenamtliches Engagement im Sport erhielt außerdem Klaus Pannek aus Mainhausen die Auszeichnung „Anerkennung bürgerschaftlichen Engagements“.
„In den Städten und Gemeinden im Kreis Offenbach engagieren sich Tausende ehrenamtlich. Mit ihrer Arbeit unterstützen sie andere Menschen im sozialen Bereich, sie sorgen für mehr Angebote im Sport, stärken wie etwa bei der Feuerwehr oder dem DRK das Netzwerk des Rettungswesens und leisten somit einen wertvollen Dienst für die Allgemeinheit“, sagte Landrat Oliver Quilling bei der Verleihung der Auszeichnungen. Er hob die große gesellschaftliche Bedeutung des Ehrenamtes hervor und betonte, das freiwillige Engagement sorge für ein lebendiges Vereinsleben und der Einsatz für das Gemeinwohl stärke unsere Demokratie. „Ehrenamtliche schaffen durch ihre Arbeit viele Möglichkeiten, dass Menschen sich begegnen und miteinander ins Gespräch kommen. Das ist gut für den Zusammenhalt und verhindert vor allem in schwierigen Zeiten eine drohende Spaltung der Gesellschaft“, so der Landrat.
Er dankte allen ehrenamtlichen Kräften für ihren Einsatz, der sich oft im Hintergrund abspiele und schon fast als selbstverständlich gesehen werde. „Die Aktiven verdienen Anerkennung und Respekt für ihre Leistung. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch künftig im Kreis Offenbach ein stabiles Netzwerk an Ehrenamtlichen haben werden, denn der Dienst am Nächsten, die Unterstützung für andere kommt aus tiefem Herzen und ist traditionell fest in unserer Kultur verankert“, sagte Landrat Oliver Quilling.
„Anerkennung bürgerschaftlichen Engagements“
Besondere Verdienste im Bereich des ehrenamtlichen Engagements werden vom Kreis Offenbach durch Verleihung einer extra dafür gestalteten Medaille gewürdigt. Die Auszeichnung wird seit dem Jahr 2007 jährlich anlässlich des Tages des Ehrenamtes vorgenommen. Mit der „Anerkennung bürgerschaftlichen Engagements“ werden Personen ausgezeichnet, die seit mindestens zehn Jahren ehrenamtlich tätig sind und deren Engagement Vorbild für andere sein kann. Ehrungen gab es dieses Mal in den Bereichen Gesang, Migration, Katastrophenschutz und Sport.
Marion Ott aus Obertshausen – Bereich Gesang
Vor genau 38 Jahren hat Marion Ott mit der Gründung des „Chor 84“ die Musikszene in Obertshausen bereichert. Sie engagierte sich einige Jahre als Sprecherin und arbeitete dann bis zum Jahr 1990 im Vorstand der Abteilung, die zum Traditionsverein Sängerlust 1886 Hausen gehört. Seit mehr als 30 Jahren fühlt sie sich jetzt schon in der Sangesgruppe stimmlich im zweiten Alt zuhause.
Beim „Chor 84“ schätzt man ihren Tatendrang, ihren Ideenreichtum und ihr Organisationstalent. Immer wenn es etwas zu tun gibt, packt Marion Ott mit an. Sie bereitet Veranstaltungen und Vereinsfeste vor und sorgt dafür, dass bei den Chorfahrten alles rund läuft und die Harmonie stimmt. Die Mitglieder sind ihr dankbar für die Unterstützung bei den Chorwochenenden, die sie immer hervorragend organisiert. Sie ist stets an Ort und Stelle und oft die Erste und die Letzte. Es liegt ihr am Herzen, dass die Veranstaltungen, sei es intern für den Chor oder bei Festen mit Besucherinnen und Besuchern, glatt über die Bühne gehen und alle zufrieden sind.
Marion Otts langjähriger Einsatz für den „Chor 84“ ist vorbildlich. Es gelingt ihr immer wieder, auch anderen Impulse zu geben und sie für die Vereinsarbeit zu motivieren. Sie geht mit viel Enthusiasmus und Leidenschaft ans Werk. Die Sängerinnen und Sänger spüren, dass ihre Liebe zum Gesang und ihr Engagement für das harmonische Miteinander in der Gemeinschaft von Herzen kommen. Da so viel Freude in ihrer Arbeit steckt, wird das Ehrenamt für sie nie zur Arbeit oder gar zu einer Belastung. Der Spaß am Gestalten und Organisieren sorgt für Leichtigkeit, die Energie für den ganzen Chor freisetzt.
Lydia Zoubek aus Neu-Isenburg – Bereich Migration
Durch das Engagement von Lydia Zoubek bleiben Integration und besser noch Inklusion keine abstrakten Begriffe, sondern sie werden gelebt. Wie fühlt sich ein Handicap an? Was können wir verändern, um Hindernisse im Alltag zu beseitigen, damit – wie bei Lydia Zoubek – nicht sehende Menschen selbstbestimmter durchs Leben gehen können? Sie setzt sich seit Jahren in ihren verschiedenen Ehrenämtern dafür ein, das Wir-Gefühl in der Gesellschaft zu stärken. Sie wirbt für mehr Verständnis und schärft das Bewusstsein, auch an andere Menschen zu denken.
In Jordanien geboren kam sie – erblindet – im Alter von vier Jahren nach Deutschland. Seit genau 50 Jahren ist Lydia Zoubek in Neu-Isenburg zuhause. Seit 2016 beschreibt sie in ihrem Internet-Blog „Lydias Welt“ den Alltag mit ihrem ebenfalls erblindeten Mann und ihren zwei Kindern. Die Texte stellen oft eine starke Verbindung zu ihren Leserinnen und Lesern her, weil diese Parallelen zu ihrem eigenen Leben entdecken und das Gefühl haben: „Ja, so geht es mir auch.“ Ihre Geschichten beschreiben, wo Sehbehinderte auf Barrieren stoßen. Mit ihrem Blog öffnet Lydia Zoubek Sehenden die Augen, damit alle stärker auf die Probleme von Blinden schauen können. Wenn Lydia Zoubek problematische Situationen von Sehbehinderten beschreibt, geht es ihr nicht um das Verurteilen des Fehlverhaltens anderer, sondern mit einer Portion Humor versehen, arbeitet sie an der Problemlösung und bewirkt ein Umdenken.
Sie hat das Ziel vor Augen, den Alltag für Menschen mit Handicap lebenswerter zu machen. Seit knapp 20 Jahren arbeitet Lydia Zoubek beim Blinden- und Sehbehindertenbund Hessen mit. Sie engagierte sich mehr als zehn Jahre lang im Frankfurter Dialogmuseum, unterstützt die inklusive Schule „Arab. Episcopal School“ in Jordanien, besorgt Spenden für die Aktion „Blindenstöcke für Togo“ und gibt dem Projekt „Partnerschaft für Demokratie im Kreis Offenbach“ Impulse. Zum „Tag des weißen Stocks“ organisierte sie in Neu-Isenburg eine „Dunkelbar“. Außerdem engagiert sie sich seit vier Jahren als Beraterin bei der Aktion „Blickpunkt Auge“, die Hilfe bei Sehverlust gibt.
Frank Müglich aus Dreieich – Bereich Katastrophenschutz
In seinen verschiedenen Ehrenämtern im Kreisverband Offenbach des Deutschen Roten Kreuzes sowie im Katastrophenschutz erlebt Frank Müglich die Menschen hautnah und oftmals in schwierigen Situationen. Es gibt viele ehrenamtliche Kräfte, die beispielsweise als Übungsleiter in Vereinen für mehr sportliche Angebote und für Freizeitvergnügen sorgen, doch in Frank Müglichs Arbeitsbereich sind die Aufgaben ernster, denn es geht oftmals um eine akute Notfallversorgung und um Leben und Tod.
Seit fast 40 Jahren fühlt er sich als DRK-Mitglied dem Dienst am Menschen verpflichtet. Er ist ein sehr engagierter Helfer und eine Führungskraft, die sich mit guten Ideen und einer großen Gestaltungskraft zur Verbesserung der Prozesse einbringt. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen zu helfen. Dass er seit 1984 beim DRK aktiv ist, zeigt, wie sehr ihm die Erstversorgung und Rettung am Herzen liegt. Frank Müglichs Engagement ist nicht nur von Kontinuität gekennzeichnet, er hat seinen freiwilligen Dienst auch durch Weiterbildungen und Qualifikationen ausgebaut, seinen Aufgabenbereich erweitert und sich eine große Kompetenz im Rettungsdienst angeeignet.
Seine Stationen beim Deutschen Roten Kreuz und im Katastrophenschutz, wie etwa Truppführer, Gemeinschaftsführer, Fachdienstausbildungen, Bereitschaftsleiter im Ortsverband Dreieich, Verbandsführer im Pool des DRK Kreisverbandes Offenbach sowie die Ausbildung zum Rettungssanitäter im vergangenen Jahr zeigen, dass er in vielen Bereichen im Einsatz ist. Er übernimmt auch Verantwortung und gibt sein Wissen an andere weiter.
Wer im Ehrenamt unentgeltlich arbeitet, macht unbezahlbare Erfahrungen. So war es für Frank Müglich keine Frage, dass er sich dort einbringt, wo die Hilfe dringend benötigt wird, wie beispielsweise nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal. Dort hat er gleich mehrere Einsätze geleistet.
Klaus Pannek aus Mainhausen – Bereich Sport
Als Marathonläufer verfügt Klaus Pannek über viel Ausdauer. Das gilt nicht nur für den Sport, sondern auch im Ehrenamt, wo er Ehrgeiz beweist. Er unterstützt seit vielen Jahren geflüchtete Menschen, betreut beispielsweise die Fahrradwerkstatt und packt tatkräftig bei Aufräum- und Sperrmüllaktionen an. Im Verein Sportfreunde Seligenstadt engagiert er sich seit mehr als 30 Jahren in der Leichtathletikgemeinschaft und 13 Jahre lang als Vorsitzender und Geschäftsführer sowie als Übungsleiter. Er bringt Menschen bei der vhs Hainburg als Nordic Walking-Trainer in Bewegung und betreut seit Jahren eine Trainingsgruppe für das Deutsche Sportabzeichen.
Das Schöne an einem Ehrenamt ist, dass man sich ein Lieblingsthema, ein Aufgabenfeld, das einem am Herzen liegt, aussuchen kann. Für Klaus Pannek ist das der Sport. Auf kaum einem anderen Gebiet läuft die Integration so erfolgreich, wie beim Fußball oder in der Leichtathletik. Als Sportcoach fungiert er wie ein Bindeglied zwischen Geflüchteten und Sportvereinen. Er baut Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Brücken zu den Vereinen wie etwa dem SV Zellhausen, zur Turngemeinde 1910 Zellhausen oder zur Turn- und Sportgemeinde 1909 Mainflingen, stellt den Kontakt zu den Übungsleitern her, begleitet die Menschen zum Training und sorgt dafür, dass die Sportlerinnen und Sportler am Ball bleiben. Dank seiner ehrenamtlichen Arbeit hatten einige Geflüchtete bereits Erfolgserlebnisse. Das motiviert, bringt Selbstbewusstsein und fördert die Integration.
Bei seinem freiwilligen Dienst gelingt es ihm als Vermittler zwischen Menschen und Kulturen, engagierten Sportlern Verantwortung zu übertragen. So hat er beispielsweise Geflüchtete auf dem Weg zur Prüfung für die Lizenz der interkulturellen Übungsleiterausbildung unterstützt. Einige seiner Schützlinge sind heute Trainer von Jugendmannschaften.