Der Aktienkurs der Elaris AG kommt nicht richtig in Fahrt
Der Aktienkurs der Elaris AG kommt nicht richtig in Fahrt


Bad Dürkheim – Mitte August 2024 haben die Aktionäre der Elaris AG auf der ordentlichen Hauptversammlung ihre Zustimmung zum weiteren Expansionskurs gegeben. Vor den Aktionären, die 93,9 Prozent des Grundkapitals des Elektroauto-Importeurs vertreten, stellte der Vorstand um Lars Stevenson die neue Wachstumsstrategie vor. Demnach soll die Modellpalette ebenso leistungsstarker, komfortabler wie bezahlbarer Elektrofahrzeuge ausgebaut und die Bildung neuer strategischer Partnerschaften forciert werden. Das ist angesichts des schwachen E-Auto-Absatzes in Deutschland sehr ambitioniert. Aber Gründer und CEO Stevenson ist eben ein leidenschaftlicher Anhänger der klimafreundlichen Elektromobilität. Mit der Vermarktung erschwinglicher chinesischer Elektrofahrzeuge will sein in Bad Dürkheim ansässiges Unternehmen einen Beitrag zur grünen Verkehrswende leisten. 

 

Derzeit ist das Interesse der Deutschen an E-Autos jedoch gering. Im Juli 2024 wurden nur 30.762 Elektroautos neu zugelassen und damit 36,8 Prozent weniger als im gleichen Monat des Vorjahres, wie das Kraftfahrt-Bundesamt mitteilte. Damit lag der E-Auto-Anteil an allen Neuzulassungen hierzulande im Juli 2024 bei 12,9 Prozent. Schon seit Monaten stockt der Absatz von Elektroautos, und die Neuzulassungszahlen sind deutlich gesunken. „Der Absatz von Elektroautos entwickelt sich enttäuschend“, kommentiert Constantin Gall von der Beratung EY die aktuellen Zahlen. Er hält E-Fahrzeuge momentan sogar für einen Ladenhüter, weil es bei vielen Menschen immer noch erhebliche Vorbehalte gegen die klimaschonenden Stromer gebe. Gall unternimmt einen Erklärungsversuch: „Die hohen Preise, das sehr überschaubare Angebot an bezahlbaren elektrischen Kleinwagen und der Preisverfall bei gebrauchten Elektroautos werden ebenso kritisch gesehen wie die Reichweitenproblematik, lange Ladezeiten und die lückenhafte Ladeinfrastruktur.“

 

Von diesem Negativtrend kann sich die Elaris AG überzeugend absetzen, weil sie bewusst auf bezahlbare elektrische Kleinwagen mit einer ordentlichen Reichweite setzt. So kann die pfälzische Aktiengesellschaft im ersten Halbjahr 2024 erstmals ein positives operatives Ergebnis vorweisen. Bereits im ersten Halbjahr konnte Elarisden Umsatz des gesamten Vorjahres deutlich übertreffen und zum ersten Mal in der noch jungen Unternehmensgeschichte schwarze Zahlen schreiben. Nach der HGB-Rechnungslegung lagen die Erlöse in den ersten sechs Monaten mit 15,1 Millionen Euro um rund 56 Prozent über denen des Gesamtjahres 2023 mit 9,7 Millionen Euro. Treiber dieser Aufwärtsentwicklung ist eine deutliche Zunahme der Fahrzeugverkäufe im europäischen Ausland. Wegen Skaleneffekten durch die Elaris-Plattform, unterproportional steigenden Aufwendungen und stark steigenden Umsätzen konnte im ersten Halbjahr 2024 ein positives EBITDA von 400.000 Euro erreicht werden – und das nach einem Minus von 2,3 Millionen Euro im letzten Gesamtjahr. Zudem erzielten die Elektroauto-Enthusiasten in der ersten Jahreshälfte erstmals ein positives EBIT in Höhe von 300.000 Euro. Auch die Eigenkapitalquote verbesserte sich deutlich auf 35 Prozent nach nur 15 Prozent zum Jahresultimo 2023. 

 

„Das erste Halbjahr war geprägt von wichtigen operativen Weichenstellungen und dem Ausbau unseres Geschäfts. Dass wir in diesem Zuge auch schon unseren Umsatz dynamisch steigern konnten, macht mich stolz“, unterstrich Lars Stevenson. Der Visionär, der selbst keine Elektroautos entwirft oder herstellt, sondern von erfahrenen Auftragsfertigern in China einführen lässt, zeigte sich zuversichtlich: „Es zeichnet sich ab, dass wir eine weitere Dynamisierung unserer Umsätze im Jahresendgeschäft sehen werden. Entsprechend optimistisch bin ich für das Gesamtjahr und darüber hinaus. Mindestens ebenso wichtig wie der starke Umsatzanstieg ist jedoch, dass wir im ersten Halbjahr verdeutlichen konnten, welches Gewinnpotenzial in unserem Geschäftsmodell steckt. So konnten wir erstmals einen operativen Gewinn aufweisen.“

 

Trotz der herausfordernden Marktsituation mit sinkenden Absatz- und Neuzulassungszahlen rechnet Elaris mit weiterem Wachstum. Vor allem das Jahresendgeschäft im vierten Quartal werde durch deutliche Umsatzimpulse geprägt sein, heißt es aus Bad Dürkheim. Die Erfolge seien auf Fortschritte bei der strategischen Internationalisierung des Geschäfts, die Weiterentwicklung der hauseigenen Software-Plattform sowie die allgemeine Prozessoptimierung zurückzuführen. „Mit einer soliden Eigenkapitalquote und einem wachstumsstarken Geschäftsmodell sieht sich Elaris bestens für eine erfolgreiche Zukunft als Enabler einer bedarfsgerechten und bezahlbaren Elektromobilität aufgestellt“, so Stevenson. 

 

Tatsächlich baut das E-Mobility-Unternehmen seine selbstentwickelte Software-Plattform mit der Version 3.0 deutlich aus, um mit neuen Features das eigene E-Auto-Portfolio noch attraktiver zu machen. Durch die konsequente Online-Ausrichtung von Bedienung, User Interface und Telematik sollen die Kunden modernste State-of-the-Art-Fahrzeuge zum bezahlbaren Preis bekommen. Zuerst wird der klimafreundliche Familien-SUV „Beo“ mit den zusätzlichen Features ausgestattet, und dann folgen die weiteren Elaris-Modelle. Zu ihnen gehört beispielsweise der wendige Stadtflitzer „Dyo“, der sportliche „Jaco“, der kompakte Allrounder „Lenn“ und ab dem Herbst der „Jao“ als elektrischer Micro-SUV. „Der Ausbau der Software-Plattform ist ein weiterer wichtiger Meilenstein für das Wachstum unseres Unternehmens“, konstatiert Stevenson. „Besonders stolz bin ich darauf, dass wir diese Entwicklung mit eigenen Kräften und eigenem Know-how auf die Beine oder besser Räder gestellt haben. Hinter der Initiative und Innovation steckt ein klarer Trend: hin zum Software Defined Vehicle. Mit unserer Software-Plattform machen wir unsere Fahrzeuge einzigartig und heben uns deutlich von unseren Wettbewerbern ab.“

 

Das Verkehrswende-Start-up legt großen Wert auf die kundengerechte Modifikation der Elektroautos der Hersteller Dorcen, Skywell und GAC. Deren chinesische Standardmodelle werden nach einem hochmodernen Baukastensystem angepasst und in jeder Hinsicht europatauglich gemacht. Im Software-Bereich nehmen die pfälzischen Klimaschützer weitere Anpassungen vor, um allen Ansprüchen gerecht zu werden. Das Elaris-Auto, das dem deutschen Kunden übergeben wird, ist deshalb nicht das gleiche Fahrzeug, das in Fernost vom Band gelaufen ist. Stevensons Maxime ist glasklar: „Wir wollen, dass E-Autos für alle Menschen zugänglich sind. Dafür fertigen wir Autos, die mit höchster Qualität und bester Ausstattung auf maximalen Nutzen ausgelegt sind: sparsam, praktisch, günstig.“

x