Wiesbaden - Hessen hat die Pandora Papers erworben und wird die Daten des Leaks in Zusammenarbeit mit deutschen und ausländischen Ermittlungsbehörden umfassend analysieren. Dies gab der hessische Finanzminister Michael Boddenberg heute in Wiesbaden bekannt. Mit diesem Schritt geht Hessen entschieden gegen Steuerkriminalität vor und setzt sich für eine noch größere Steuergerechtigkeit ein.
Bereits unmittelbar nach der Veröffentlichung der Pandora Papers im Oktober 2021 hatte Finanzminister Boddenberg das Angebot gemacht, die Auswertung der Daten durch hessische Expertinnen und Experten zu übernehmen. "Wir verfügen über das erforderliche Fachwissen und sind fest entschlossen, für mehr Steuergerechtigkeit zu sorgen. Sollten uns die Pandora Papers zur Verfügung gestellt werden, werden wir sie mit größter Professionalität auswerten und die Behörden mit den Informationen versorgen, so wie wir es bereits erfolgreich bei den Panama Papers und anderen Leaks getan haben", betonte Boddenberg.
Größter Leak über sogenannte Steueroasen
Die Pandora Papers waren 2021 zunächst dem Internationalen Konsortium für investigativen Journalismus (ICIJ) zugespielt worden. Nun hat Hessen in Zusammenarbeit mit dem Zollfahndungsdienst den Kauf der Daten erfolgreich abgeschlossen.
Die enthaltenen Daten bieten einen Einblick in komplexe internationale Steuerkonstruktionen und Offshore-Geschäfte. Sie werfen ein Schlaglicht auf fragwürdige Praktiken und mögliche Steuervermeidungsstrategien von Einzelpersonen, Unternehmen, Prominenten und politischen Persönlichkeiten. Es wird erwartet, dass die Auswertung dieser Informationen zu weiteren Enthüllungen führen wird, die die Öffentlichkeit und die Steuerbehörden weltweit aufhorchen lassen.
Der Ankauf der Pandora Papers durch Hessen ist ein bedeutender Schritt im Kampf gegen Steuerhinterziehung und die Stärkung der Steuergerechtigkeit. Die hessische Steuerverwaltung arbeitet eng mit nationalen und internationalen Ermittlungsbehörden zusammen, um die Daten umfassend zu analysieren und mögliche Verstöße gegen Steuervorschriften aufzudecken.
Auswertung von fast 4 Terabyte an Daten
Hessischen Expertinnen und Experten haben die angebotenen Daten gründlich geprüft und als authentisch und verwertbar eingestuft. Insgesamt liegen nun über 3,8 Terabyte Daten vor, die sich auf mindestens 10,4 Millionen Dokumente erstrecken. Die genaue Bedeutung der Pandora Papers in steuerlicher Hinsicht wird sich erst im Zuge der Auswertung und den anschließenden Ermittlungen der verschiedenen Behörden ergeben, erklärte Finanzminister Boddenberg. "Bereits jetzt sind erste Hinweise auf potenziell prüfungswürdige Fälle erkennbar. Es ist mir wichtig, zu betonen: Wenn es Anzeichen von Steuerkriminalität gibt, werden wir diesen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln nachgehen. Hessen setzt dabei gerne Maßstäbe. Dies dürfen alle ehrlichen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler von uns erwarten."
Die Pandora Papers befinden sich nun in den Händen der Expertinnen und Experten des Finanzamts Kassel, die auch mit anderen Leaks befasst sind. Hessen hatte beispielsweise bereits die Panama Papers federführend für die deutschen Steuerbehörden ausgewertet und dabei eng mit zahlreichen nationalen und internationalen Ermittlerinnen und Ermittlern zusammengearbeitet.
"Wir haben bereits alle Bundesländer und den Bund über den Ankauf der Pandora Papers informiert. Ermittlerinnen und Ermittler aus ganz Deutschland und dem EU-Ausland können sich ab sofort in Kassel mit Anfragen zu den Pandora Papers melden. Gemeinsam können wir den Steuerkriminellen das handwerkliche Handwerk legen!", so Boddenberg abschließend.