Kreis Offenbach - Steigende Bevölkerungszahlen und vor allem der Zuzug von Familien stellen die Kommunen und den Kreis Offenbach bei den Krippen- und Kitaplätzen vor große Herausforderungen. Die Attraktivität des Kreises zieht immer mehr Menschen an, so dass auch die Nachfrage nach Betreuungsplätzen wächst. Rund 91 Prozent der Kinder im Alter von drei Jahren bis zum Schuleinritt haben in einer Kindertagesstätte einen der derzeit insgesamt 13.151 Betreuungsplätze gefunden. Bei den unter Dreijährigen liegt die Versorgungsquote bei 33 Prozent, was knapp 3.600 Plätzen entspricht.
Das geht aus dem aktuellen Bericht zur Kindertagesbetreuung hervor, den der Fachdienst Jugend und Familie des Kreises Offenbach veröffentlicht hat und der mit Stichtag 1. März 2022 erhoben wurde.
„Gemeinsam mit den Städten und Gemeinden werden wir für den Ausbau weiterer Betreuungsplätze sorgen, um die Wünsche der Eltern zu berücksichtigen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten“, sagte Kreisbeigeordneter Carsten Müller bei der Vorlage des Kita-Berichtes. Die Statistik weist eine erfreuliche Entwicklung auf, macht aber auch die Probleme durch den Fachkräftemangel deutlich. Im Vergleich zum vergangenen Jahr wurde die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder bis drei Jahre um 221 erhöht. Sie soll in einer gemeinsamen Kraftanstrengung, auch dank der Ausbaupläne der Kommunen, um 510 steigen. „Damit können wir die Versorgungsquote der unter Dreijährigen auf knapp 40 Prozent erhöhen“, so Jugenddezernent Carsten Müller.
Bald finden auch mehr Eltern einen Platz für die Tochter oder den Sohn im Alter zwischen drei bis sechs Jahren, da die Betreuungskapazitäten wachsen. Mit der Fertigstellung der geplanten Erweiterungs- und Neubauten gibt es ein Plus von 1.383 Kita-Plätzen. Durch Neubaugebiete und den Zuzug von Familien ist die Zunahme der Kinder von unter drei Jahren in Mainhausen, Neu-Isenburg und Seligenstadt am größten. Im Vergleich der südhessischen Landkreise weist der Kreis Offenbach eine Besonderheit auf. Die Versorgungsquote von 33,3 Prozent bei Kindern bis drei Jahre ist relativ niedrig. Auffällig hoch ist mit 76 Prozent allerdings die Zahl der Eltern, die sich bei den unter Dreijährigen für eine Betreuungszeit von mindestens sieben Stunden am Tag entscheiden.
Zur weiteren nachhaltigen Verbesserung der Situation ist der Kreis Offenbach mit den Städten und Gemeinden in den sogenannten Planungsdialog eingetreten. Ein gemeinsamer Austausch und Blick auf die erwarteten Bedarfe soll dazu beitragen, schnell weitere Verbesserungen zu erreichen. Mit den Städten Dietzenbach, Heusenstamm und Obertshausen sind die Gespräche bereits abgeschlossen. Mit Dreieich, Langen, Mainhausen, Mühlheim und Seligenstadt laufen sie. Die anderen Kommunen werden 2023 in den Prozess einsteigen. Jährlich werden die ermittelten Zahlen abgestimmt und überprüft.
„Der hohe Anteil der berufstätigen Mütter und Väter macht uns deutlich, dass die frühkindliche Bildungsteilhabe und Betreuung gesellschaftlich eine wichtige Aufgabe ist“, sagt Carsten Müller. Seit dem Jahr 2013 besteht für Kinder im Alter von einem bis drei Jahren ein Rechtsanspruch auf frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung. Außerdem müssen Eltern von Mädchen und Jungen über drei Jahren in Hessen seit dem Jahr 2018 für einen bis zu sechsstündigen Kita-Besuch keinen Beitrag mehr zahlen.
Zur Steigerung der Qualität der frühkindlichen Bildung wird intensiver auf inhaltliche Aspekte eingegangen, unter anderem auf die sprachliche Kompetenz und damit auf die Frage, ob in den Familien vorrangig nicht Deutsch gesprochen wird. Das ist laut jüngster Statistik in Dietzenbach bei 58,5 Prozent der Familien, in Obertshausen bei der Hälfte und in Neu-Isenburg bei 45 Prozent der Fall. Im Kreisdurchschnitt sind es 37,7 Prozent.
„Der aktuelle Kita-Bericht gibt uns eine Aufgabe mit auf den Weg, an der alle Beteiligten arbeiten: Der Mangel an Erzieherinnen und Erziehern ist enorm. Es müssen mehr Fachkräfte für die Kinderbetreuung gefunden werden“, betont Kreisbeigeordneter Carsten Müller. Weil Personal fehlt, bleiben bei den unter Dreijährigen kreisweit 216 Krippenplätze frei. In den Kitas könnten 730 Mädchen und Jungen mehr betreut werden, wenn alle Stellen mit Fachkräften besetzt wären.