Rodgau - Die Querdenkerbewegung in Deutschland verfügt über ein breites Netzwerk auch in Hessen und dem Kreis Offenbach. Vergangene Woche starteten die Querdenkerbewegung einen Aufruf in ihrem Netzwerk, um in vielen Städten und Gemeinden Hessens vor Rathäusern und auf öffentlichen Plätzen am Dienstag, den 20.12 eine Protestveranstaltung abzuhalten. Über Messenger Dienste wie Whatsapp und Telegram aber auch über Ketten-Emails verbreiten die Querdenker ihre meist kruden Ansichten über die anhaltende Corona-Pandemie im Land. Die Nachrichten in solchen Chat-Gruppen schwanken meist zwischen Skepsis gegenüber den Coronamaßnahmen der Regierung bis hin zu abstrusen Verschwörungstheorien und Aufrufen zu Straftaten.
Auch ein Reporter des Rodgauer Morgen ist in diesen Gruppen präsent und verfolgt die dortigen Aufrufe und Nachrichten. So wurde vergangene Woche zu Protestaktionen in ganz Hessen in einer solchen Gruppe aufgerufen, darunter auch Gemeinden aus dem Kreis Offenbach wie Rodgau, Dreieich und Langen. In Frankfurt gab es bereits am 18.12 eine Querdenkerdemo in der Innenstadt die zu einigen Tumulten führte und die Polizei vor Ort auf Trab hielt.
Stiller Protest vor dem Rodgauer Rathaus
Am Dienstag sollte ein solcher ‘Spaziergang’ vor dem Rathaus in Rodgau stattfinden. Der Aufruf wurde über Whatsapp geteilt und auch in einigen anderen Gruppen in sozialen Medien verbreitet. Um 18 Uhr war geplant, in den Städten und Gemeinden des Kreis Offenbachs, sich auf öffentlichen Plätzen zu treffen. In Rodgau folgten rund 60 Querdenker diesem Aufruf und zogen abends vor das Rathaus in Jügesheim. In Langen und Dreieich waren es etwa 80 Personen, die dem Aufruf gefolgt waren. Zu dieser Zeit war das Rathaus in Rodgau jedoch bereits verlassen, die Sonne bereits untergegangen und außer einigen Anwohnern bekam wohl niemand etwas vom Protest der Querdenker mit. Nur ein einzelner Streifenwagen der Polizei beobachtete die Versammlung der Corona-Leugner aus kurzer Entfernung, ohne die nicht angekündigte Versammlung jedoch aufzulösen oder die eigentlich notwendige Vorgabe von Mindestabstand oder Maskenpflicht durchzusetzen.
“Das hier ist ein Spaziergang keine Demo”
Wie zu erwarten hielten sich die rund 60 Personen auf dem Rathausvorplatz in Rodgau an keine der Auflagen für eine solche (wohlgemerkt unangemeldete) Demonstration. Man stand eng zusammen, einige Anwesende hatten ihre Kinder dabei und Masken trugen erwartungsgemäß außer den zwei anwesenden Reportern niemand. Doch auch sonst fehlte der klassischen Demonstrationscharakter. Keine Plakate oder Banner, Musik oder geladene Gäste aus der Querdenker-Szene, die den Anwesenden in ihrer Rede vor der seit über einem Jahr prophezeiten Corona-Diktatur warnten. Die paar Bürger, die dem Aufruf aus dem Internet gefolgt waren, kamen, standen eine Zeit lang vor dem Rathaus und verließen den Platz nach einiger Zeit wieder so still und leise, wie sie erschienen waren.
So still und leise wie sie kamen und schließlich wieder gingen, verhielten sich die Anwesenden auch gegenüber unserem Reporter. Mit diesem wollte nämlich keiner der Querdenker sprechen oder erklären, wieso sie sich vor dem Rathaus versammelt hatten. Außer einigen rufen aus der überschaubaren Masse, man sei hier auf keiner Demonstration, sondern sei nur zufällig beim abendlichen Spaziergang vor dem Rathaus zum stehen gekommen, blieb die Kommunikation einseitig. Fragwürdig also, ob sich aus diesem Protest tatsächlich für die Politik vor Ort etwas Brauchbares mitnehmen lässt.