In einer zweiten Grube fanden sich zahlreiche verkohlte Eicheln (Bildquelle: Kreis Offenbach)
In einer zweiten Grube fanden sich zahlreiche verkohlte Eicheln (Bildquelle: Kreis Offenbach)

Mainhausen - Bei der diesjährigen archäologischen Grabung auf dem "Zellhügel" im Bereich der karolingisch-ottonischen Siedlung westlich von Mainhausen-Zellhausen kamen zwar keine spektakulären Funde zutage, doch die Untersuchungen enthüllten interessante Einblicke in das Leben des Mittelalters. Unter der Leitung der Archäologinnen des Kreises Offenbach und mit Unterstützung von Ehrenamtlichen sowie Mitgliedern des Geschichts- und Heimatvereins Mainhausen e.V. wurden knapp zwei Wochen lang eine Fläche von etwa 150 Quadratmetern erforscht. Der Fundort, der bereits im Jahr 2011 einen karolingischen Keller und ein Gräberfeld preisgab, rückte erneut in den Fokus der Forschung.

Ein Adliger auf dem "Zellhügel"

Der 2011 entdeckte Keller aus karolingischer Zeit ließ auf einen Herrenhof, den Sitz eines Adligen, schließen. Dieser Hof beinhaltete auch ein kleines Gräberfeld. Im frühen zehnten Jahrhundert wurde auf dem Gelände eine Befestigungsanlage errichtet, was zur Demontage des Gebäudes führte. In den darauffolgenden Jahren wurden weitere Flächen rund um den Keller ausgegraben, darunter auch Bestattungen. Schließlich richtete sich das Interesse auf die letzte noch nicht untersuchte Fläche, die sich auf der Rückseite des Kellers befand.

Spuren aus der Vergangenheit

Der alte Weg, der bis zur Flurbereinigung in den Zellerbruch führte und später in Ackerland umgewandelt wurde, hinterließ unter der Pflugschicht feine parallele Spuren, die auf Bodenverdichtung durch Wagen und Karren hinwiesen. Unterhalb dieser Spuren fanden sich verstreute Steine, die vermutlich die Überreste der im Mittelalter abgebrochenen Kellerwand darstellten.

Ein Hinweis auf ein abgebranntes Fachwerkhaus wurde durch eine Grube gefunden, in der große Mengen Hüttenlehm entsorgt wurden. Dieser Lehm, der beim Hausbau auf ein Geflecht aus Ästen aufgetragen wurde, verziegelte bei der Hitze des brennenden Hauses, wodurch Abdrücke von Zweigen und Balken als Negative erhalten blieben.

Eicheln als Notkost

In einer zweiten Grube stießen die Archäologen auf zahlreiche verkohlte Eicheln. Diese könnten auf die Haltung von Schweinen in der mittelalterlichen Siedlung hinweisen. Im Herbst trieb man Schweine üblicherweise zur Eichelmast in den Wald und legte zusätzlich Vorräte an. Der verkohlte Zustand der Eicheln lässt darauf schließen, dass sie einen Beitrag zur Ernährung der Bewohner leisteten. Obwohl Eicheln aufgrund ihres hohen Gehalts an Gerb- und Bitterstoffen als ungenießbar gelten, konnten sie durch Kochen und Rösten zu einer genießbaren Mahlzeit verarbeitet werden. Im Mittelalter wurden Eicheln offensichtlich häufiger als heute verwendet. Erst im späten 18. Jahrhundert fanden sie als Kaffeeersatz Verwendung.

Die Scherbenfunde in den beiden Gruben datieren in das neunte bis 13. Jahrhundert, der Hauptnutzungsphase der Siedlung. Während der Grabungen stieß man außerdem auf große Mengen von Tierknochen, bei denen Schnittspuren auf eine Verwertung als Schlachtabfälle hinweisen. Neben Schweinen wurden auch Rinder, Pferde und bejagbares Wild verzehrt.

Weitere Informationen und Forschungsergebnisse

Interessierte können weitere Informationen zu den vorangegangenen Ausgrabungen auf dem "Zellhügel" unter www.kreis-offenbach.de/Skelett-vom-Zellhügel abrufen. Die aktuellen Forschungsergebnisse bieten einen faszinierenden Einblick in das Alltagsleben vergangener Jahrhunderte und die Bedeutung von Eicheln als Nahrungsmittel im Mittelalter.


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