Herausforderungen und Handlungsempfehlungen für den Kreis Offenbach
Herausforderungen und Handlungsempfehlungen für den Kreis Offenbach

Kreis Offenbach - Am Donnerstagvormittag wurde im Kreis Offenbach der erste Hessische Pflegebericht vorgestellt, der von Dr. Oliver Lauxen vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) an der Goethe-Universität Frankfurt am Main im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration erarbeitet wurde. Der Bericht bietet eine umfassende Analyse der Versorgungslage pflegebedürftiger Menschen und deren Angehöriger im Kreis und gibt konkrete Anregungen, welche Weichen für die Zukunft gestellt werden müssen. Zahlreiche Fachleute aus Kommunen und Pflegewesen diskutierten die Ergebnisse und Herausforderungen.

Basis und Prognosen des Pflegeberichts

Der Pflegebericht stützt sich auf eine solide empirische Datenbasis und relevante Indikatoren aus dem Jahr 2019. Er ermöglicht die Vergleichbarkeit und Vernetzung von Daten zur Pflegeversorgung. Dem Bericht zufolge wird bis 2030 ein Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen in Hessen um etwa zwölf Prozent erwartet. Dies stellt die Pflegeversorgung vor erhebliche Herausforderungen, insbesondere im Bereich der Betreuungs- und Entlastungsangebote, die derzeit als unzureichend bewertet werden.

Zentrale Herausforderungen

Fachkräftemangel

Der Bericht hebt den akuten Fachkräftemangel als eine der größten Herausforderungen für die Pflege hervor. Um den steigenden Bedarf zu decken, ist die Gewinnung und Sicherung von Fachkräften von entscheidender Bedeutung. Es bedarf gezielter Maßnahmen, um mehr Fachkräfte in den Pflegebereich zu ziehen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Pflegeinfrastruktur

Es zeigt sich, dass die vorhandenen Versorgungsstrukturen im Bereich der häuslichen, vollstationären und Kurzzeitpflege sowie der Palliativversorgung nicht ausreichen, um den künftigen Bedarf zu decken. Daher ist ein Ausbau dieser Angebote notwendig. Auch alternative Wohnformen und flächendeckende Tagepflege müssen verstärkt gefördert werden.

Pflegeprävention und Gesundheitsförderung

Die Gesundheitsförderung und Prävention sind ebenfalls zentrale Punkte des Berichts. Es wird empfohlen, mehr Angebote zur Pflegeprävention und Gesundheitsförderung zu schaffen, um Pflegebedürftigkeit möglichst lange hinauszuzögern und die Lebensqualität im Alter zu verbessern.

Unterstützung pflegender Angehöriger

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Erweiterung der kommunalen Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige. Angesichts des demografischen Wandels und der wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen ist die Unterstützung von Familien, die Pflege leisten, unerlässlich.

Handlungsempfehlungen für den Kreis Offenbach

Der Bericht formuliert spezifische Handlungsempfehlungen für den Kreis Offenbach, um die genannten Herausforderungen zu bewältigen:

  1. Ausbau der Pflegeangebote: Es wird empfohlen, die Angebote für häusliche Pflege, vollstationäre Pflege, Kurzzeitpflege und Palliativversorgung auszuweiten.
  2. Förderung der Gesundheitsprävention: Die Schaffung zusätzlicher Angebote zur Gesundheitsförderung und Pflegeprävention ist notwendig, um Pflegebedürftigkeit zu verzögern und die Lebensqualität im Alter zu steigern.
  3. Erweiterung kommunaler Unterstützungsangebote: Die Kommunen sollen ihre Angebote zur Unterstützung pflegender Angehöriger ausbauen, um diese zu entlasten und zu stärken.
  4. Stärkung ambulanter Pflegedienste und ehrenamtlichen Engagements: Der Bericht empfiehlt, die ambulanten Pflegedienste zu stärken und das ehrenamtliche Engagement in der Pflege zu fördern.
  5. Ausbau alternativer Wohnformen: Die Förderung alternativer Wohnformen, wie betreutes Wohnen und gemeinschaftliche Wohnprojekte, wird als notwendig erachtet, um den vielfältigen Bedürfnissen der älteren Bevölkerung gerecht zu werden.
  6. Gewinnung und Sicherung von Fachkräften: Strategien zur Rekrutierung und Bindung von Pflegefachkräften sollen entwickelt und umgesetzt werden.
  7. Integrierte Pflegestrukturplanung: Es wird eine integrierte Planung empfohlen, die Pflege- und Altenplanung sowie die Sozial- und Jugendhilfeplanung umfasst, um die Pflege bedarfsgerecht und zukunftsorientiert zu gestalten.

Ausblick

Carsten Müller, der Erste Kreisbeigeordnete des Kreises Offenbach, betonte die Notwendigkeit einer Anpassung und regelmäßigen Aktualisierung des Altenplans. „Für uns heißt dies in der Konsequenz, dass wir den Altenplan, der aktuell nur jedes Jahrzehnt fortgeschrieben wird, anpassen müssen“, erklärte Müller. „Einerseits müssen die Daten aktueller und kleinteiliger sein, also ein möglichst kontinuierliches Monitoring. Andererseits müssen wir die Intervalle verkürzen.“

Der erste Hessische Pflegebericht bietet eine fundierte Grundlage für die zukünftige Planung und Gestaltung der Pflegeinfrastruktur im Kreis Offenbach und darüber hinaus. Er zeigt deutlich auf, welche Schritte notwendig sind, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden und eine qualitativ hochwertige Pflegeversorgung sicherzustellen.


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