Vom Suchen und Finden neuer Talente
Vom Suchen und Finden neuer Talente

Kreis Offenbach - Es ist ein düsteres Bild, das das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) mit seiner Prognose zeichnet: Bis zum Jahr 2028 werden demnach mehr als 178.000 Fachkräfte in Hessen fehlen. Allein im Kreis Offenbach sollen es rund 7.300 sein. „Das Phänomen klingt abstrakt, doch es ist nicht allein das Problem der Unternehmen, sondern es betrifft die ganze Gesellschaft“, stellte Landrat Oliver Quilling am Mittwoch in seiner Begrüßung zum Fachkräftetag 2023 im Kreishaus Dietzenbach klar und wurde deutlich: „Viele Bürgerinnen und Bürger finden keine Handwerksbetriebe, Senioreneinrichtungen keine Pflegekräfte, Restaurants kein Servicepersonal und Bäckereien keine Gesellen oder Auszubildenden. Auch im Kreis Offenbach wissen einige Eltern nicht mehr, wo sie ihre Kinder betreuen lassen sollen, da in Kindertagesstätten Plätze wegen fehlender Erzieherinnen und Erzieher unbesetzt bleiben.“ Doch es gibt lokale sowie europäische Wege und Lösungsansätze, um der komplexen Problematik zu begegnen. Das umfangreiche Programm der Veranstaltung, zu der Standort Plus, das EUROPE DIRECT Relais Rhein-Main, die Hessische Staatskanzlei und die Pro Arbeit - Kreis Offenbach - (AöR) geladen hatten, stellte sie näher vor.

Mehr als drei Viertel der Unternehmen in der EU berichten über Schwierigkeiten bei der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften. Die Europäische Union hat deswegen das Jahr 2023 zum Europäischen Jahr der Kompetenzen ausgerufen, aus dessen Anlass auch der Fachkräftetag im Kreishaus stattfand. „Die Zukunftsfähigkeit der europäischen Wirtschaft sowie die dauerhafte Sicherung der Daseinsvorsorge in Europa werden nur mit ausreichenden Fachkräften zu gewährleisten sein. Daher ist das Europäische Jahr der Kompetenzen ein besonderes Zukunftsjahr für die Europäische Union“, sagte Uwe Becker, Hessischer Staatssekretär für Europaangelegenheiten. „In Zeiten des Fachkräftemangels können wir es uns nicht leisten, Talente brachliegen zu lassen“, ergänzte Jörg Wojahn, Vertreter der Europäischen Kommission in Deutschland, der die Keynote hielt. „Mit dem Europäischen Jahr der Kompetenzen wollen wir EU-weit die nötige Dynamik für Aus- und Weiterbildung erzeugen. Zugleich muss die EU attraktiv für Fachkräfte aus der ganzen Welt sein. Wir stehen in Konkurrenz zu den USA und anderen erfolgreichen Staaten, die die Besten zu sich holen.“ Dies bestätigte auch Violetta Reimelt, die Vizepräsidentin der IHK.

Rund 100 Personen, darunter Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie Vertreterinnen und Vertreter von Weiterbildungseinrichtungen und Berufsschulen hatten sich eingefunden, um neue Anknüpfungspunkte kennenzulernen und individuelle Praxistipps zu erhalten. Sie konnten sich über die Programme, wie „Hand in Hand for International Talents“ der IHK Offenbach, „Find it in FrankfurtRheinMain“ des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain und über die Mobilitätsberatung der hessischen Wirtschaft informieren. Darüber hinaus lernten sie die Aktivitäten des KompetenzCampus der Frankfurt University of Applied Sciences und der Pro Arbeit - Kreis Offenbach - (AöR) sowie der Bundesagentur für Arbeit kennen.

Besonders gespannt folgte das Publikum die von Dr. Stefan Söhngen moderierte Podiumsdiskussion zum Thema „Das Europäische Jahr der Kompetenzen in der Praxis – wo stehen wir, was brauchen wir, wo wollen wir hin?". Neben Landrat Oliver Quilling, IWAK-Leiterin Dr. Christa Larsen und Uwe Czupalla, dem Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, schilderten auch Sasan Tabib, Geschäftsführer der Chip 1 Exchange GmbH & Co. KG aus Neu-Isenburg, Kay Lied vom Bundesverband mittelständischer Wirtschaft und Christin Hagemann, die Leiterin des Arbeitgeberservices der Pro Arbeit - Kreis Offenbach - (AöR), ihre Sicht der Dinge.


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