Dietzenbach - Die Stadtverwaltung Dietzenbach startet im Februar 2022 eine breit angelegte Informationskampagne gegen Schottergärten, für mehr Grün und blühende Akzente in den Vorgärten der Stadt.
In einer zwanzigseitigen Broschüre, erstellt durch die Stadtplanung und die Stabsstelle Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, wurden spannende Informationen übersichtlich zusammengestellt. Das bilderreiche, A5-große Heft, gepaart mit Tipps und Kontaktdaten, wird im Stadtgebiet verteilt. In bekannten Auslagestellen wie im Rathaus, der Stadtbücherei und Gartenfachmärkten, aber auch direkt per Einwurf in die Briefkästen von Einfamilienhäusern.
Im Internet kann die Informationssammlung unter www.dietzenbach.de/stadtgrün online durchgeblättert werden. Via Social Media und dem aktuellen Bürgermeister Podcast wird für das Thema, passend zur anstehenden Frühlingszeit, sensibilisiert.
Bürgermeister Dr. Dieter Lang: „Als Biologe und Fachwart für Obst und Garten befürworte ich die biologische Vielfalt auf städtischen Grünanlagen sowie in Haus- und Kleingärten.“
Dr. Lang: "Schottergärten schaden unserer Umwelt"
Das Thema ist wichtig und aktuell, denn es fällt auf: Vorgärten verschwinden immer mehr unter einer Schicht von Schotter und Kieselsteinen. Gleichzeitig sprechen viele Menschen vom Klimawandel und von Klimaanpassungen. Es verschwinden zunehmend bepflanzte oder mit Rasen bedeckte Vorgärten und verwandeln sich in weitgehend pflanzenlose Kies- oder Schottergärten. So verlieren Siedlungen nach und nach ihr Gesicht und dies hat Folgen in verschiedensten Ebenen. Dr. Lang erklärt:
„Steine anstelle von Pflanzen – für viele Hausbesitzer, die nicht so viel Zeit in ihren Garten investieren möchten, ist das aus Gründen der vermeintlichen Zeitersparnis eine moderne, unkrautfreie und pflegeleichte Alternative zum klassischen Vorgarten. Leider schaden Schottergärten unserer Umwelt und schränken die biologische Vielfalt erheblich ein. Schottergärten versiegeln die Lebensräume für Tiere und schaden zudem dem Klima, da kein Sauerstoff produziert und auch kein Feinstaub gebunden wird. Ohne Pflanzen kann keine Kühlung erfolgen, deshalb staut sich die Hitze. Der fehlende Schatten führt zu einer Temperaturerhöhung von bis zu 6° C. Ein weiterer Aspekt betrifft das Bodenhaftwasser. Meistens wird zum Anlegen eines reinen Steingartens eine wasserdichte Folie oder ein Unkrautvlies unter dem Schotter verlegt. Deshalb kann kaum noch Niederschlagswasser im Boden versickern, was sich nachteilig auf den natürlichen Wasserhaushalt auswirkt. Hinzu kommt, dass die Kanalsysteme der Städte ohnehin Probleme mit Starkregen haben, da das Wasser dann unkontrolliert abfließt.“
Der städtische Gärtnermeister Bernd Weber fügt hinzu: „Ein Garten kann sehr viel Wasser aufnehmen und wirkt wie ein Schwamm – ein Schottergarten hingegen nicht. Insekten und Vögel fliegen bei der Suche nach Nahrung gerne auch Vorgärten an, aber die künstlich angelegten Steingärten haben keinen ökologischen Wert. Bienen, Schmetterlinge, Regenwürmer und andere Nützlinge finden hier keinen Lebensraum, Vögel finden hier kein Futter und nur sehr wenige Pflanzenarten können hier überhaupt wachsen.“
Jeder Garten benötigt Pflege, doch kann diese mit der richtigen Bepflanzung auf ein Minimum beschränkt und zusätzlich Lebensraum für viele heimische Tiere geschaffen werden. Der Bürgermeister und der Gärtnermeister werben: „Helfen Sie mit, die Pflanzenvielfalt in unserer Stadt zu verbessern und setzen Sie auf eine natürliche und nachhaltige Begrünung in Ihrem Haus und Kleingarten. Probieren Sie es einfach mal aus.“
Bernd Weber steht gerne bereit, Fragen zu beantworten und Anregungen zu geben. „Ich freue mich auf jede interessierte Bürgerin und jeden interessierten Bürger und komme bei Bedarf auch direkt vor Ort“, sagt der Mitarbeiter des Rathauses mit dem grünen Daumen. Gemeinsam für mehr Artenvielfalt, das ist seine Devise.
Die Entwicklung dokumentieren und sehen
Bürgermeister Dr. Dieter Lang und Bernd Weber haben sich etwas einfallen lassen. Sie rufen dazu auf, den Schottergarten durch einen artenreichen, naturnahen Garten zu ersetzen und dieses auch zu dokumentieren.
„Schicken Sie uns einfach ein Vorher-Nachher-Bild ihres Gartens, damit wir einen Eindruck gewinnen können, wie Sie der Natur bei Ihnen in diesem Jahr wieder neuen Raum gegeben haben. Besonders schöne Entwicklungen schauen wir uns gerne vor Ort an“, sagt Lang.