Neue und bessere Radwege, ein neues Mobilitätskonzept. Der Kreis Offenbach krempelt seine Mobilität um.
Neue und bessere Radwege, ein neues Mobilitätskonzept. Der Kreis Offenbach krempelt seine Mobilität um.

Kreis Offenbach - Der Kreis Offenbach setzt Maßstäbe was nachhaltige Mobilität betrifft und sieht im Fahrrad ein zentrales Element für einen klimafreundlichen, flexiblen und attraktiven Nahverkehr. Dies wurde einmal mehr auf dem 19. Runden Tisch Radverkehr am vergangenen Mittwoch im Kreishaus in Dietzenbach deutlich.

„Den Fokus bei der Verkehrsentwicklung auf den Radverkehr zu legen, trägt nicht nur dazu bei, langfristig bestehende Arbeitsplätze zu sichern und neue, innovative Marktfelder zu entwickeln. Nachhaltige Mobilität, die auf alle Variationen des Rades, vom Faltrad bis zum E-Lastenrad setzt, hilft auch unserer Natur sowie der Gesundheit der Menschen“, begründet Erste Kreisbeigeordnete und Mobilitätsdezernentin des Kreises Offenbach, Claudia Jäger, den Grundgedanken des Kreises in Sachen Radverkehr.

Wer beispielsweise kürzere Strecken mit dem Fahrrad zurücklegt, ist nicht nur meist schneller als mit dem Auto, er macht auch etwas für seine persönliche Gesundheit. „Denn das Umsteigen auf das Fahrrad hat neben Klimaschutzeffekten sowie dem Sparen von Energie und Geld auch den Vorteil, dass die eigene Fitness gefördert wird. Die Weltgesundheitsorganisation etwa empfiehlt, jede Woche mindestens 75 Minuten einer intensiven Aktivität nachzugehen. Doch das schafft aktuell in Deutschland nur knapp die Hälfte der Bevölkerung. Fahrradfahren hat also auch positive Effekte auf unser Gesundheitssystem“, betont Claudia Jäger. „Die Topografie der Region lädt außerdem geradezu zum Fahrradfahren ein. Das relativ ebene Gelände sowie rund 450 Kilometer Radwege bieten ideale Rahmenbedingungen, um viele Wege zur Arbeit, zum Einkaufen, zur Schule oder in der Freizeit mit dem Rad zu absolvieren.“

Um ein Umdenken in Sachen Nahmobilität zu erreichen, bedarf es jedoch der richtigen politischen Weichenstellungen. Diese werden unter anderem durch den Runden Tisch Radverkehr, der im Jahr 2013 ins Leben gerufen wurde, vorbereitet. Ihm gehören Vertreter von Kreis, Kommunen, Regionalverband, Polizei, Hessen Mobil und ADFC an und tauschen sich über neue Konzepte sowie mehr Sicherheit im Radverkehr aus. Dazu wurden alle überörtlichen Radwege des Kreises analysiert und wichtige Wegeverbindungen definiert. In einem weiteren Schritt wurden insbesondere die Querungen von Radwegen und Straßen untersucht. Diese Kreuzungspunkte wurden nach der Gefährlichkeit im „Ampelsystem rot – gelb – grün“ klassifiziert.

Neueste Maßnahmen und Ergebnisse wurden am Mittwoch vorgestellt; etwa die wichtige Mittelinsel auf der K174 zwischen Dietzenbach und Rodgau, der sogenannten Kreisquerverbindung. „Diese Stelle nahe des Heusenstammer Weges bei Rodgau ist das Pilotprojekt unseres Querungsstellen-Programms“, erläutert Claudia Jäger. „Diese ist eine äußerst wichtige Nord-Süd-Verbindung im Radwegenetz des Kreises. Gleichzeitig verläuft an dieser Stelle ein Radfernweg. Im dichten Berufsverkehr war es bis dato jedoch nur schwer möglich, beide Fahrbahnen auf einmal zu queren. Das ist durch die neue Mittelinsel nun unproblematisch. Waghalsige Überquerungsversuche gehören damit der Vergangenheit an.“ Zudem wurde die Stelle im Rahmen eines Verkehrsversuchs provisorisch beleuchtet. Auch das erhöht die Sicherheit der Radfahrer. Rund 40.000 Euro investierte der Kreis Offenbach in den Ausbau der Mittelinsel und die Beleuchtung. Das Land Hessen förderte davon 29.000 Euro. Das ist allerdings nur der Anfang. Künftig sollen weitere Querungsstellen beleuchtet werden.

Vier weitere, potentiell gefährliche Gefahrenstellen wurden mittlerweile schon baulich entschärft. Darunter Wege über die K185 zwischen Seligenstadt und Klein Welzheim, über die K174 nahe der Dietzenbacher Grenzschneise, an der K168 Langen–Ober-Linden auf Höhe der Kläranlage sowie in Egelsbach im Kreuzungsbereich Hans-Fleissner-Straße. Im Zuge des Baus des Radschnellweges Darmstadt Frankfurt ist ein Kreisel an dieser Stelle entstanden. Der Ausbau zweier weiterer Querungen an der K168 südlich von Schloss Wolfsgarten sowie in der Nähe von Waldacker sind in Planung. Beide Maßnahmen sollen im kommenden Jahr umgesetzt werden.

„Wir haben uns als Kreis dazu entschieden, jährlich 100.000 Euro für die Förderung der Nahmobilität in die Hand zu nehmen und das Radfahren sicherer und damit attraktiver zu machen. Außerdem wollen wir ein Zeichen zu Gunsten des Radverkehrs setzen“, erläutert Claudia Jäger die politische Bedeutung der Maßnahmen.

Was bei neuen Radwegen inzwischen Standard ist, sorgt seit kurzem übrigens auch bei älteren Routen durch den Kreis für mehr Sicherheit: Der Kreis Offenbach hat in den vergangenen zwei Wochen sukzessive auf den wichtigsten Radwegen entlang der Kreisstraßen neue Randmarkierungen angebracht. „Die weißen, reflektierenden Markierungsstreifen leisten einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit“, so Claudia Jäger. „Besonders auf unbeleuchteten, außerhalb von Ortschaften verlaufenden Abschnitten machen sie den Fahrbahnrand in der Dämmerung und bei Dunkelheit deutlich besser erkennbar.“ Die Gesamtkosten für die Maßnahmen belaufen sich auf rund 95.000 Euro. Außerdem soll die Beschilderung aller Radwege kontrolliert und bei Bedarf erneuert werden. Auch diese Maßnahme dient der Sicherheit und soll bis zum Jahr 2024 abgeschlossen sein.

Last but not least wurden auf dem 19. Runden Tisch Radverkehr zwei Machbarkeitsstudien in Bezug auf neue Radschnellwege vorgestellt. So sollen künftig Seligenstadt und der Frankfurter Flughafen durch einen Radschnellweg verbunden sein, aber auch Hanau und die Frankfurter Innenstadt. Für diese Verbindung südlich des Mains wurde das höchste Radfahrpotenzial in ganz Hessen ermittelt. „Sollten die Pläne umgesetzt werden, würden durch den Kreis Offenbach drei Radschnellwege führen“, macht Claudia Jäger abschließend deutlich. „Viele Städte im Kreis sowie alle, die pendeln, würden davon profitieren. Ein Riesenschritt hin zu einer beispielhaften Nahmobilität. Wir dürfen jedoch nicht nachlassen. Denn wenn wir noch mehr Menschen zum Umstieg auf das Fahrrad bewegen wollen, muss das Radfahren in unserer Region überall sicher, komfortabel und unkompliziert möglich sein. Nur dann werden die Angebote von noch mehr Menschen als bislang angenommen und Radfahren im Nahverkehr zu einer Selbstverständlichkeit. Der Kreis Offenbach ist auf einem ausgezeichneten Weg dorthin!“


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