Lars Nikolai Stevenson begeistert für die Automarke Elaris
Lars Nikolai Stevenson begeistert für die Automarke Elaris


Bad Dürkheim – Für mehr Klimaschutz im Verkehrssektor müssen deutlich mehr elektrische Pkw auf die Straßen, erkannte Lars Nikolai Stevenson und gründete im Jahr 2000 die ElarisAG. Das Unternehmen mit Sitz zuerst in Grünstadt und nun in Bad Dürkheim hat sich auf die Vermarktung hochwertiger, aber bezahlbarer chinesischer Elektrofahrzeuge spezialisiert. Damit dürfte Stevenson die Sympathie des Umweltbundesamtes (UBA) genießen, das Anfang dieses Jahres erneut mit überzeugenden Argumenten höhere Marktanteile für Elektroautos anmahnte. Deutschlands zentrale Umweltbehörde stellte eine neue Studie zum glasklaren Klimavorteil von E-Autos vor. Demnach sind die im Jahr 2020 zugelassenen Elektroautos rund 40 Prozent klimafreundlicher als Personenkraftwagen (Pkw) mit Benzinmotor. Bei einem zügigen Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung steige dieser Klimavorteil für im Jahr 2030 zugelassene Pkw sogar auf rund 55 Prozent. „Elektrische Fahrzeuge sind ein wesentlicher Baustein, um die Klimaziele in Deutschland zu erreichen“, betonte UBA-Präsident Dirk Messner. „Um deren Anschaffung attraktiver zu machen, sollten künftig Pkw mit höheren CO2-Emissionen bei der Neuzulassung mit einem Zuschlag belegt werden. Nur so werden wir das Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen E Autos im Jahr 2030 überhaupt noch erreichen können.“ 

 

Ob der CEO der Elaris AG genau das auch fordert, ist nicht bekannt. Sehr kritisch sieht Lars Stevenson jedenfalls die von der EU-Kommission verhängten Strafzölle auf den Import chinesischer Elektroautos. Die deutsche Autoindustrie hatte wiederholt von einer Strafpolitik zulasten der E-Autos aus Fernost abgeraten. Doch die Kommission in Brüssel ignorierte alle Einwände und verhängte am 5. Juli happige Zölle, die Wettbewerbsnachteile europäischer Anbieter ausgleichen sollen. Auf die bisher geltenden 10 Prozent schlägt die EU – abhängig von Hersteller und Kooperationsbereitschaft – zwischen 17,4 und 37,6 Prozent drauf. Dass der nötigen Verkehrswende damit ein großer Bärendienst erwiesen wird, ist offensichtlich. Stevenson warnte schon vor Monaten vor einer wirtschafts- und klimaschädlichen Eskalationsspirale: „Die Entscheidung ist wirtschaftspolitisch sehr schwierig, weil jetzt auch die chinesische Seite mit neuen Importregelungen für europäische Autos reagieren wird. Damit wird einer der größten Märkte der Welt für uns nicht einfacher.“ Der chinesische Markt für E-Mobilität erlebe gerade ein starkes Wachstum und könnte nun auf Kosten des Klimaschutzes eine Delle bekommen. Es wäre besser, den heimischen Markt zu stärken, als chinesische Hersteller zu bestrafen, meinte der pfälzische E-Auto-Enthusiast. China habe schon 2015 mit der Transformation von Verbrennungsmotoren zu elektrischen Antrieben begonnen und sich dadurch natürlicherweise eine starke Wettbewerbsposition in der E-Mobilität erarbeitet. Seine eigenen Kunden kann Stevenson aber beruhigen: „Die Entscheidung aus Brüssel wird Elaris in Zukunft nicht treffen, weil wir als deutscher Hersteller entsprechende Maßnahmen getroffen haben und noch treffen werden.“

 

Vor vier Jahren ist er mit der Gründung von Elarisangetreten, um alltagstaugliche und erschwingliche Elektroautos aus China zu importieren und dabei allen deutschen Ansprüchen Rechnung zu tragen. Die Fahrzeuge werden nach kundenindividuellen Wünschen bei chinesischen Herstellern wie Skywell, Dorcen und GAC bestellt und dann nach dem Baukastenmodell gefertigt. „Das Auto, das dann vom Band geht, ist nicht das gleiche Fahrzeug, das für den chinesischen Markt gebaut wird“, resümiert Stevenson. „Alle Fahrzeuge von Elaris sind selbstverständlich für den EU-Markt zertifiziert und vollständig homologisiert. Und wir können auf Kundenwünsche eingehen, weshalb alle Autos schnell angepasst werden können. Bei uns trifft Präzision auf Flexibilität.“ Die Batterien lieferten CATL und BYD, und das Innenausbau-Material stamme vom bayerischen Mittelständler Koller, heißt es unternehmensseitig. Nach ihrer Ankunft in Bremerhaven versehe man die Autos außerdem mit der eigenen Software auf Android-Basis.

 

Zur angebotenen E-Auto-Flotte gehören der Stadtflitzer Dyo, der familienfreundliche Lenn, der luxuriöse SUV Beo, die sportliche Limousine Jaco sowie der leistungsstarke Transporter Caro. Für das dritte Quartal dieses Jahres hat Stevenson die Markteinführung des Elaris Jao angekündigt, der als elektrischer Micro-SUV der Dayun Group neue Maßstäbe setzen soll. Der Elaris-CEO gerät fast ins Schwärmen: „Der Jao zeichnet sich durch sein hochwertiges Design, seine volldigitale Ausstattung und seinen sehr günstigen Preis aus. Wir schließen mit ihm eine Lücke am Markt. Der Jao ist ein bezahlbares E-Auto, das breiten Bevölkerungsschichten den Zugang zur Elektromobilität ermöglicht. Wir leisten somit einen wichtigen Beitrag zum Ausbau der E-Mobilität in Deutschland.“

 

Die China-Affinität hat bei Stevenson mehrere Gründe. Zunächst ist das Riesenland weltweit führend bei der Entwicklung und Produktion ebenso komfortabler wie bezahlbarer Elektroautos. Zudem schätzt der Mittfünfziger, der in jungen Jahren Software-Entwickler und Gründer von KI-Unternehmen war, den Netzwerk-Charakter des chinesischen Wirtschaftslebens. Diese Netzwerke schaffen Vertrauen und sind Innovationstreiber. Außerdem gelten Familienbande im fernen Osten noch etwas. Stevensons verstorbener Vater war ein Humangenetiker aus Malaysia, der an der Universität Heidelberg lehrte und siebzehn Geschwister hatte. Seine Großmutter stammte aus China, weshalb er von Kindesbeinen an oft das Reich der Mitte besuchte. Seine in Ostasien verstreut lebende Großfamilie half Stevenson nach eigenen Angaben beim Knüpfen eines eigenen Kontaktnetzes. Einer seiner Onkel habe den Volkswagen-Standort in Schanghai aufgebaut, eine Tante arbeite bei der Handelskammer und zwei Cousins seien bei Auftragsfertigern tätig, konkretisierte der Unternehmer auf Nachfrage. Sie halfen ihm dabei, zuerst pfälzische Weine nach China einzuführen und später Elektroautos von dort auszuführen.

 

Mitte August informierte der Förderer der Elektromobilität über eine Anpassung der Fremdkapitalstruktur und die Erhöhung des Streubesitzes. So hat die Elaris AG planmäßig eine vor Monaten initiierte Optimierung ihrer Fremdkapitalstruktur finalisiert. Dadurch erhielten Darlehensgeber für die Abtretung ihrer Forderungen gegen Elaris nunmehr Aktien des Unternehmens. Im Zuge der Transaktionen hat sich der Streubesitz von Elaris einschließlich der von der Neon Equity AG gehaltenen Aktien von 8,9 Prozent auf rund 12 Prozent erhöht. „Die nun umgesetzte Anpassung der Fremdkapitalstruktur wurde bereits vor vielen Monaten vereinbart, und wir sind froh, dass wir sie nun abschließen konnten“, sagt Lars Stevenson. „Dadurch sind Fremdkapitalgeber zu Aktionären geworden. Die Erhöhung des Streubesitzes erhöht die Attraktivität der Elaris-Aktie am Kapitalmarkt.“

 

x