Seligenstadt - „Vulkaninseln die entstehen, Vulkaninseln die vergehen“ ist eine Weisheit aus alten Tagen, die vielleicht im Moment genau das ausdrückt, was der FDP im Landkreis Offenbach widerfährt: der Niedergang.
Ohne René Rock wären die Liberalen im Landkreis Offenbach immer nur marginal gewesen
Über Generationen gewachsen war die vorgeblich liberale Partei zwischen Sprendlingen und Seligenstadt nie. Es gab vereinzelt Wähler. In manchen Städten und Gemeinden des Landkreises Offenbach war die FDP überhaupt nur sporadisch vertreten. Doch dann kam Anfang der 2000er Jahre mit dem Fußball begeisterten Schachspieler René Rock (Jahrgang 1967) ein Mann in Seligenstadt und Umgebung auf, der es mit der FDP anpackte und vor allem den Platzhirschen der CDU um Frank Lortz und vielen anderen den Wettbewerb erklärte. Beständig gelang es René Rock Freunde und Menschen für die FDP zu gewinnen, einer Partei, mit der eigentlich nur wenige zu tun haben wollen. Fleißigem Einsatz und taktischen Winkelzügen folgte der Erfolg. 2008 rückte René Rock in den Landtag auf, am 9. Mai 2017 wurde der Seligenstädter gar Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion im Hessischen Landtag. Mit seinem Freund Daniell Bastian schaffte René Rock in Seligenstadt sogar das Wunder, einen Bürgermeister für die kleine FDP zu gewinnen. Seinem anderen Freund Michael Schüßler war dieser Erfolg nur halb vergönnt. Schüßler wurde zwar Erster Stadtrat in Rodgau, doch beim Griff nach dem Bürgermeisteramt verlor Michael Schüßler gegen den aufstrebenden CDU-Mann Max Breitenbach. Max Breitenbach selbst ist ein Freund von Thomas FJ Lortz, dem Sohn von Frank Lortz. Dynastische Spiele deuten sich an. Fortan kam es zum Abschwung für die FDP.
Politisch ist René Rock im Spätherbst 2023 wohl nur noch ein Schatten seiner selbst
Mit etwas viel Glück entkam die gebeutelte FDP nach den Landtagswahlen 2023 mit einem Hauch von 5 Prozent an „Wählerzustimmung“ der eigenen Beerdigung. René Rocks innerparteilicher Gegenspieler Stefan Naas (Jahrgang 1973) hatte da bereits schon das Requiem für Rock und Freunde spielen lassen. Der absolute Niedergang wurde aber knapp aufgeschoben. Währenddessen erreichte CDU-Urgestein Frank Lortz (Jahrgang 1953) abermals ein überragendes Wahlergebnis im Wahlkreis Offenbach Land III. Zweitstärkste Kraft nach der CDU wurde bei der Landtagswahl die AfD, die zuvor in René Rocks Stammrevier Seligenstadt, Hainburg und Mainhausen keine Rolle spielte. Nun wird es einsam um René Rock und seine Paladine.
Stefan Naas und Bettina Stark-Watzinger booteten René Rock innerhalb der FDP Hessen aus
Als gewaltigen Mißgriff darf inzwischen eine offenbar durch René Rock, Bürgermeister Daniell Bastian und dem Heimatbund-Aktivposten Bernd Büddefeld initiierte Chuzpe zum Geleitsfest 2023 gewertet sein, ausgerechnet die hoch umstrittene Bundesinnenministerin Nancy Faeser (Jahrgang 1970) für die große Ehre des Löffeltrunks in der Einhardstadt Seligenstadt zu aktivieren. René Rock und Nancy Faeser kannten einander schon lange Zeit aus dem Landtag. Irgendwie erträumte man sich zur Landtagswahl die gemeinsame Chance einer sogenannten Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP, die den eigentlich beliebten Ministerpräsidenten Boris Rhein (Jahrgang 1972) aus dem Amt werfen sollte. Allein der politische Zeitgeist drehte. Wahlgewinner waren hessenweit die CDU und die AfD. Die Ampel war rechnerisch unmöglich und René Rock hat sich damit auch in seiner Heimat Seligenstadt verzockt.
Nancy Faeser und der taktisch zweifelhafte Löffeltrunk in Seligenstadt
In seiner politischen Nachspielzeit wird René Rock sicher noch erfolgreich seine persönlichen Möglichkeiten optimieren. Politisches Gewicht wird er kaum noch aufstellen können. Der Vorhang senkt sich. Und wann die CDU in Seligenstadt wieder den Bürgermeister für sich zurück gewinnen wird, erscheint nur eine Frage der Zeit zu sein. Mit dem Auftauchen der AfD in Seligenstadt wird‘s rechnerisch nicht mehr möglich sein, gegen die CDU zu regieren.