Hessen - Die Spannung steigt in Hessen, denn die 21. Landtagswahl steht unmittelbar bevor. In diesem heißen Endspurt des Wahlkampfes versuchen die Spitzenkandidaten, die Wähler von sich zu überzeugen. Boris Rhein von der CDU, Nancy Faeser von der SPD und Tarek Al-Wazir von den Grünen treten gegeneinander an. Eine wichtige Etappe in diesem Wahlkampf bildete das TV-Triell des Hessischen Rundfunks (hr), das am Montag, dem 2. Oktober, ausgestrahlt wurde.
Rhein, Faeser und Al-Wazir im hitzigen Schlagabtausch
Die drei Spitzenkandidaten haben sich bereits mehrfach in Podiumsdiskussionen gemessen, doch dieses TV-Triell versprach besonders brisant zu werden. Zuvor hatte ein Wahlvideo der hessischen SPD für Aufsehen gesorgt, das von der CDU als persönlicher Angriff auf ihren Spitzenkandidaten Rhein wahrgenommen wurde. Das Video insinuierte eine mögliche Zusammenarbeit zwischen CDU und AfD in Hessen nach der Wahl. Faeser distanzierte sich zwar vom Inhalt des Videos und veranlasste dessen Löschung, doch im TV-Triell war klar, dass dieses Thema erneut zur Sprache kommen würde.
Umfragen zur Hessen-Wahl: CDU deutlich vorn
Die Umfragen zur Hessen-Wahl zeichnen ein deutliches Bild: Boris Rhein und die CDU führen mit großem Abstand. Das Meinungsforschungsinstitut Civey sieht die CDU bei voraussichtlichen 31 Prozent der Stimmen. Das bedeutet, dass die schwarz-grüne Koalition wahrscheinlich weiterregieren könnte.
Der zweite Platz ist jedoch umkämpft. Die Grünen, obwohl im Abwärtstrend, liegen mit 18 Prozent knapp vor der SPD, die nur noch auf 16 Prozent kommt. Die rechtspopulistische AfD würde 15 Prozent der Stimmen erhalten, während die FDP auf 6 Prozent käme. Die Linke würde mit lediglich 4 Prozent aus dem Landtag ausscheiden.
Die TV-Debatte: Ein Einblick in den Schlagabtausch
Die TV-Debatte bot den Wählern einen Einblick in den Wahlkampfendspurt. Die Kandidaten führten in der Wortwahl und im Ton eine meist gemäßigte Diskussion. Es gab jedoch Momente, in denen die Spannungen spürbar waren. Besonders zwischen Boris Rhein und Nancy Faeser kam es zu hitzigen Auseinandersetzungen. Ob es um das Thema Migration oder die Förderung von Vereinen ging, es schien ein Muster im Zweikampf dieser beiden Kandidaten zu geben.
Faeser betonte oft, dass die Bundesregierung mehr und effizienter handle als die CDU-geführte Vorgängerregierung oder das Land selbst. Rhein konterte, dass das Land bereits viel leiste und der Bund in dieser Hinsicht zu wenig tue. In einem Moment fuhr Rhein Faeser an und fragte sie, ob sie sprechen wolle oder er.
Tarek Al-Wazir spielte in dieser Debatte eher die Rolle des Schlichters. Er verteidigte die Politik der Landesregierung und ging weniger auf den Bund ein, obwohl seine Partei, die Grünen, ebenfalls Teil der Bundesregierung sind. In Bezug auf die Redezeit lag er jedoch hinter den beiden führenden Kandidaten zurück und reagierte gelassen auf den Hinweis, dass er mehr Zeit benötige: "Oder die anderen können kürzer reden."
Kontroverse um das SPD-Wahlvideo
Ein besonders kontroverses Thema war das Wahlvideo der SPD, das Faeser am Wochenende bedauerte und löschen ließ. Das Video bezog sich auf die Vorfälle im Thüringer Landtag und die Kontakte einiger hessischer CDU-Politiker zur AfD und Neu-Rechten. Es stellte die wiederholten Abgrenzungsversuche von Rhein zur AfD in Frage. Die Diskussion über dieses Video war von starker Wortwahl geprägt. Rhein nannte es "widerwärtig" und "ehrabschneidend", während Al-Wazir von einem "kleinen schmutzigen Stück Propaganda" sprach. Faeser bestand jedoch auf einer klaren Positionierung von Rhein zu den Ereignissen in Thüringen, die in der Debatte nicht erfolgte.
Amüsement über den Fake-Kultusminister
Trotz der hitzigen Auseinandersetzungen gab es auch amüsante Momente in der Debatte. Die Künstliche Intelligenz (KI) der Redaktion sorgte für Lachen, als sie Boris Rhein fälschlicherweise zum Kultusminister erklärte, obwohl er nie dieses Amt innehatte. Auch Nancy Faeser wurde von der KI zur Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten ernannt, obwohl sie nie ein solches Amt bekleidete. Diese unerwartete Wendung sorgte für Heiterkeit in der Debatte.
Die strittigen Sachthemen
Die Debatte konzentrierte sich auf mehrere strittige Sachthemen:
- Steigende Flüchtlingszahlen: Hier waren sich die Kandidaten weitgehend einig. Sie sprachen sich für eine Verringerung der Aufnahme von Flüchtlingen ohne Asylanspruch aus, die Regulierung der Verteilung und mehr Geld für die Kommunen.
- Wohnungsmangel und hohe Mieten: Die Parteien hatten unterschiedliche Schwerpunkte. Al-Wazir betonte, dass die Grünen sowohl auf die Vermieter als auch auf die Mieter schauen würden. Faeser kritisierte die CDU dafür, dass die Zahl der Sozialwohnungen in den letzten 25 Jahren gesunken sei, was von Rhein zurückgewiesen wurde.
- Die Situation an den Schulen: Hier gab es Meinungsverschiedenheiten, insbesondere über den Lehrermangel. Faeser betonte, dass viele Lehrer fehlten, während Rhein diese Darstellung bestritt. Al-Wazir schlug einen versöhnlichen Ton an und mahnte zur weiteren Anstrengung.
Die TV-Debatte bot den Wählern einen Einblick in die Positionen der Kandidaten zu diesen wichtigen Themen. Die hessischen Wählerinnen und Wähler haben nun die Möglichkeit, diese Unterschiede bei der Landtagswahl in ihre Entscheidung einzubeziehen. Der Wahltermin steht bereits fest: Am Sonntag, dem 8. Oktober, wird Hessen wählen und damit über die Zukunft des Bundeslandes entscheiden. Der Hessische Rundfunk wird am 2. Oktober um 20.15 Uhr das nächste TV-Triell der Spitzenkandidaten ausstrahlen, bei dem sich die Kandidaten erneut den Fragen der Bürger stellen werden. Die Wahl wird somit in den kommenden Tagen und Wochen weiterhin im Fokus der Öffentlichkeit stehen.