Regionale Berufsprognosen für das Land Hessen vorgestellt
Regionale Berufsprognosen für das Land Hessen vorgestellt

Hessen - Die Fachkräftesicherung ist aktuell wie nie – eine echte Gesellschafts- und Zukunftsaufgabe, der sich die Landesregierung seit Jahren aktiv stellt. Sozial- und Integrationsminister Kai Klose hatte insbesondere die sozialen Berufe zum Schwerpunkt des 2019 ins Leben gerufenen „Neuen Bündnisses Fachkräftesicherung" gemacht.

Eine wichtige Voraussetzung, um in den Regionen adäquat zu handeln, ist ein Überblick über die Datenlage. „Hierfür haben wir beim Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität regionale Prognosen beauftragt und so Transparenz geschaffen, um die Entwicklung neuer bzw. das Nachschärfen bestehender Fachkräftestrategien und ihre Ausrichtung auf mittelfristige Entwicklungen zu ermöglichen“, sagt Kai Klose, Hessischer Minister für Soziales und Integration. 

Die Demografie ist einer der zentralen Treiber für die Entwicklung regionaler Arbeitsmärkte in Hessen. Die Auswirkungen der Pandemie und des Angriffs auf die Ukraine-, die Digitalisierung und der Klimawandel wirken sich zusätzlich aus. Der altersbedingte Ersatzbedarf, der durch das berufliche Ausscheiden der Babyboomer-Generation entsteht, führt zu einer kontinuierlich steigenden Nachfrage nach Arbeits-, Fach- und Führungskräften. Gleichzeitig treten immer weniger junge Menschen in den Arbeitsmarkt ein. Die heute schon vorhandenen Fachkräfteengpässe sind Ausdruck dieser sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzenden Entwicklung. Mehr denn je sind die Arbeitsmarktakteur*innen deshalb gefordert, die Funktionsfähigkeit der Arbeitsmärkte vor Ort zu sichern. Gezielte Arbeits-, Fach- und Führungskräftestrategien, die die Ressourcen in den Regionen bündeln, Synergien erreichen und neue Wege zur Erschließung von Potenzialen eröffnen, nehmen eine Schlüsselfunktion für die nachhaltige Entwicklung der Regionen Hessens ein.

Laut diesen Prognosen fehlen in Hessen im Zeitraum von 2021 bis 2028 rund 200.000 Fachkräfte – knapp 135.000 Personen mit Berufsausbildung und etwa 67.000 mit akademischem Abschluss. Das Potenzial von Personen ohne Abschluss, die möglicherweise durch entsprechende Weiterbildungen auch Fachkraftaufgaben übernehmen könnten, ist demgegenüber mit rund 20.000 Personen gering. Grundsätzlich nehme der Mangel an Arbeits- und Fachkräften zu, je weiter man sich von urbanen Gebieten entferne.

Soziale Berufe besonders betroffen

Der Fachkräftemangel trifft besonders die Sozialberufe. Den Prognosen zufolge werden bis 2028 im Bereich Gesundheit etwa 13.000 und im Bereich Erziehung mehr als 16.000 Beschäftigte fehlen. Die Lücken sind hier besonders groß, weil in den kommenden Jahren nicht nur viele Beschäftigte altersbedingt ausscheiden, sondern auch der Bedarf an Gesundheits- und Erziehungsleistungen weiter steigt. Die Zahl älterer Menschen, die Gesundheitsdienstleistungen benötigen, wächst und es werden mehr Erzieher*innen benötigt. Auch bei Handwerks- und IT-Berufen haben Fachkräftegewinnung und -sicherung Priorität, in Zusammenhang mit Energiewende und Digitalisierung ist auch in diesen Feldern eine größere Nachfrage nach Fachkräften zu erwarten. Der Höhepunkt des altersbedingten Ausscheidens der Babyboomer-Generation steht noch bevor. „Den Peak erwarten wir erst in zehn Jahren. Aber auch ab 2033 werden die Austritte nur langsam zurückgehen. Selbst im Jahr 2040 werden die altersbedingten Austritte aus dem Erwerbsleben noch um 10.000 Personen höher als heute liegen“, erklärt Dr. Christa Larsen, Leiterin des IWAK, an. Die hessischen Arbeitsmärkte würden, so Larsen, bis weit in die 2040er-Jahre hinein maßgeblich durch die demografische Entwicklung bestimmt.

Akteur*innen der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts sind gefordert

„Mehr denn je sind die Akteur*innen der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts gefordert. Gezielte Fachkräftestrategien, die die Ressourcen in den Regionen bündeln, Synergien schaffen und neue Wege zur Erschließung von Potenzialen eröffnen, haben eine Schlüsselfunktion“, betont Klose. Um die hessische Wirtschaft für diese Herausforderung gezielt zu stärken, bedürfe es regionaler Strategien und eines guten Zusammenspiels aller Arbeitsmarktakteure. Die Stabsstelle Fachkräftesicherung in Hessen im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration angesiedelt ist unterstützt hier wesentlich. Zur gezielten Stärkung der regionalen Akteur*innen bei dieser Aufgabe hat die Stabsstelle die Fachkräfteinitiative „Zukunftsgerecht und regional“ ins Leben gerufen, die gemeinsam mit dem IWAK durchgeführt wird. „Auf Basis der Prognosen bieten wir allen 26 kreisfreien Städte und Landkreise in Hessen an, eine Zukunftswerkstatt vor Ort durchzuführen“, erklärt der Minister.

Kooperation mit der Goethe-Universität in Frankfurt

„Wir können stolz darauf sein, dass die Goethe-Universität gemeinsam mit dem Land Hessen Transparenz zur Fachkräftelage schafft und eine darauf abgestimmte Fachkräftesicherung entwickelt wird. Damit kann unsere Kooperation einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung und damit zur Stabilität des Wirtschaftsstandorts Hessen leisten“, sagt Prof. Bernhard Brüne, Vizepräsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main, in seinem Grußwort.


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