Kreis Offenbach - Mit einer außergewöhnlichen Pflege- und Pflanzaktion will der Kreis Offenbach im grünen Areal des Naturdenkmals Kirchborn in Dreieich den Bestand der dort vorkommenden Rispensegge sichern und ausbauen. Die zu den großen Sauergräsern zählende Pflanze ist in Hessen gefährdet und muss deshalb besonders geschützt werden.
Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises hat das Naturdenkmal im Nordosten von Götzenhain in einem ersten Schritt floristisch und faunistisch untersuchen lassen. „Danach ist es uns durch eine umfangreiche Sanierung gelungen, die Lebensbedingungen für die Rispenseggen erheblich zu verbessern“, sagte Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger am Mittwoch auf der rund 3.500 Quadratmeter großen Parzelle im Quellgebiet des Bieberbachs.
Der „Kirchborn“ mit seinen besonderen Sauergräsern ist eines von rund 60 Naturdenkmälern im Kreis Offenbach, zu denen neben 50 Einzelbäumen auch Baumreihen, Steinbrüche, eiszeitliche Sanddünen und Feuchtbiotope gehören. Das versumpfte Gebiet „Kirchborn“ bildet ein wertvolles Fundament, auf dem Seggengräser gut wachsen. Da jedoch auch andere Pflanzen auf dem nassen Untergrund gedeihen, wurden die Entfaltungsmöglichkeiten der Rispenseggen durch verschiedene Gewächse wie hauptsächlich Brennnesseln, Weiden und Brombeeren stark eingeschränkt. „Die Seggen mögen Licht und Luft. Sie wollen kein Schattendasein führen, deshalb haben wir unter anderem die Weiden kräftig ausgeschnitten und einige samt Wurzeln entfernt. Die gefährdeten Rispenseggen haben mehr Raum bekommen, um ihre bis zu einem Meter großen Horste zu bilden“, so Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger.
Die aufwändigen Pflegearbeiten umfassten auch eine Art Verjüngungskur, die die Ausbreitung der Seggen fördert. Im Sommer vergangenen Jahres wurden im „Kirchborn“ Samen einiger Seggen entnommen. Fachleute des Botanischen Garten Frankfurt gelang die Anzucht neuer Seggen. Die jungen Gräser, rund 60 an der Zahl, werden in diesen Tagen im Naturdenkmal Kirchborn in die feuchte Erde gesetzt. Mit der flächenmäßigen Ausbreitung der Gräser ist auch ein schnellerer Vegetationsschluss des blanken Bodens verbunden. Das kann neu aufkeimende Weiden bremsen. Wo schon Seggen wachsen, ist kein Platz mehr für Weiden und andere Sträucher, die den Gräsern Licht nehmen könnten.
Mit Blick auf den Klimawandel mit immer heißeren Sommermonaten gelten die Gräser als relativ widerstandsfähig, denn speziell Rispenseggen sind in der Lage, stark schwankende Wasserstände und längere trockene Phasen zu überstehen. „Wir hoffen, dass sich die neuen Seggen gut entwickeln und in einigen Jahren aus den zarten Pflänzchen große stattliche Horste werden“, so die für den Naturschutz zuständige Dezernentin. „Das Naturdenkmal Kirchborn soll künftig noch besser gepflegt werden. Dazu gehören das Freimähen der Seggen und falls notwendig, in Kooperation mit dem Botanischen Garten, weitere Neuanpflanzungen“, kündigt Claudia Jäger an.