„Banker-Legende“ Leonhard Fischer engagiert sich nun für den „Zukunftsfonds“ (Quelle: Rodgauer Morgen)
„Banker-Legende“ Leonhard Fischer engagiert sich nun für den „Zukunftsfonds“ (Quelle: Rodgauer Morgen)


Berlin – Leonhard „Lenny“ Fischer gilt seit vielen Jahren als „Finanzgröße“ mit beträchtlicher Expertise in Sachen Finanzwirtschaft und Anlageberatung. Das wurde im Juli 2017 deutlich, als die Frankfurt School of Finance & Management stolz über eine Fischer-Spende in Höhe von 200.000 Euro für ihren neuen Campus berichtete. Zu diesem Zeitpunkt hatte Leonhard Fischer bereits als Independent Non-Executive Director von Glencore International, als Vorstandsvorsitzender der BHF Kleinwort Benson Group, als CEO der Schweizer Versicherungsgruppe Winterthur sowie als Geschäftsleitungsmitglied der Credit Suisse Group AG auf sich aufmerksam gemacht. Zu seiner prallen Berufsbiografie gehören zudem Vorstandsposten bei der Allianz AG und Dresdner Bank AG. Aus Gründen der Nachswuchsförderung und Wissensvermittlung war Fischer der Frankfurt School schon lange verbunden, als er das Campus-Projekt mit seiner Großspende unterstützte. Professor Dr. Udo Steffens, Präsident der Frankfurt School of Finance & Management, sagte vor fünf Jahren: „Legendär waren Lenny Fischers Vorträge in den Boom-Jahren der späten 1990er – und auch heute noch lässt er regelmäßig unsere MBA-Studierenden an seinen Erfahrungen teilhaben. Die Veranstaltungen sind einer der Höhepunkte des Semesters. Seine Sicht der Dinge, seine Einschätzung möglicher zukünftiger Entwicklungen der Märkte sind immer eine Quelle der Inspiration und Anlass zu kritischer Reflektion der eigenen Position.“

Lenny Fischer hatte schon zahlreiche Vorstandspositionen bei großen Finanzdienstleistern inne

Wer ist der Mann, über den die Frankfurt School so überschwänglich spricht und den die „Süddeutsche Zeitung“ ohne Zögern eine „Banker-Legende“ nennt? Leonhard Fischer kam im Januar 1963 im Emsland zur Welt. Nach einem Studium der Betriebswirtschaftslehre begann er seine atemverschlagende Laufbahn als Trainee bei der Investmentbank J.P. Morgan, wo er innerhalb von sieben Jahren bis in die deutsche Geschäftsleitung aufstieg. 1995 wechselte Fischer zur Dresdner Bank. Schon bald rückte er als Stellvertreter in deren Vorstand auf und wurde 2000 Vollmitglied. Nach seinem Ausscheiden Ende 2002 wurde der gestandene Finanzmanager CEO der Winterthur-Versicherung, 2007 Co-Chef des Finanzinvestors RHJ International, der sich im März 2015 in BHF Kleinwort Benson Group umbenannte, und dann Aufsichtsratsvorsitzender der BHF-BANK in Frankfurt.

„Fischer ist jemand, der eigentlich immer mit Volltempo auf der Überholspur unterwegs ist. Nicht umsonst gehören schnelle Autos zu seinen Hobbies“, beschrieb das „Handelsblatt“ einmal den Finanzprofi. Er gelte als nicht immer einfacher Chef, sondern als einer, der auch mit harten Bandagen spielen könne, wenn es nötig sei. Als „schnell, lustig und wild“ wird „Lenny“ von seinem Jugendfreund Kai Diekmann charakterisiert. Mit dem früheren „Bild“-Chefredakteur hatte Fischer einst die Schülerzeitung „Passepartout“ aus der Taufe gehoben und sie zur größten in Nordrhein-Westfalen gemacht.

Der gebürtige Nordhorner beschäftigt sich längst nicht nur mit Fragen des Finanzdienstleistungssektors, sondern nimmt als vielseitig interessierter Mensch auch gesellschaftliche Entwicklungen und ihre ökonomischen Folgen in den Blick. Kritisch sah er beispielsweise von Anfang an die Corona-Politik der Bundesregierung und der Landesregierungen. Ihnen wirft er vor, in der Corona-Frage zunächst zu spät und dann übertrieben reagiert zu haben. Über sich selbst sagt er in diesem Zusammenhang: „Ich bin ein unbelehrbarer freiheitsliebender Dissident, der jeden Konsens, besonders den von Politikern und Experten, grundsätzlich hinterfragt.“ Er habe mehr Angst vor den Entscheidungen der Politiker als vor dem Coronavirus – so leitete Fischer im März 2020 einen Meinungsbeitrag für die Tageszeitung „Die Welt“ ein. Darin bezeichnete er die ideenlose Shutdown-Politik als „Irrweg“ und warnte vor deren ökonomischen, sozialen, menschlichen und auch gesundheitlichen Langzeitfolgen. Der „Kommandopolitik“ der Regierenden stellte der Unternehmer die „Stärken der offenen Gesellschaft“ entgegen, wozu er unter anderem Kreativität und Flexibilität zählte. Sein Fazit war: „Es gibt keinen risikolosen und damit alternativlosen Weg aus dieser Krise.“

Drei Corona-Monate später – im Juni 2020 – konstatierte er, dass es keine sicheren Häfen mehr für Anleger gebe, weil sich die Kapitalmärkte endgültig von marktwirtschaftlichen Prinzipien entkoppelt hätten. „Die Notenbanken kaufen uneingeschränkt Papiere am Markt auf. Alle bislang gültigen Regeln sind über den Haufen geworfen worden“, analysierte er. „Die Geld- und die Fiskalpolitik sind in den vergangenen Wochen zu einer Einheit verschmolzen. In dieser Gemengelage gibt es keine attraktive Anlageklasse, nur eine, die am wenigsten miserabel aussieht. Aktien sind nicht schön, andere Anlageklassen sehen aber noch hässlicher aus.“ Fischer gestand, Gold gekauft zu haben, obwohl er das Edelmetall eigentlich ablehnt. „Ich habe es immer nur als Schmuck gesehen und nie als Anlageobjekt. Unser Risikomodell hatte jedoch signalisiert, dass unsere Aktienquote wegen der niedrigen Volatilität noch zu hoch war“, so der Finanzmarktexperte. „Bei einem Verkauf der Aktien, auch über Derivate, wäre uns jedoch deren Wertentwicklung gänzlich entgangen. Darum haben wir Gold als strategischen Ersatz-Hedge gekauft.“ Mit „uns“ und „wir“ meinte er die Initiatoren des „Zukunftsfonds“, die sich das Ziel gesetzt haben, bei den Deutschen das Investmentsparen zu popularisieren. Zwei Jahre nach dem Start des Fonds war dessen Volumen allerdings noch überschaubar. Fischer, der Vorsitzender des Anlageausschusses von „Der Zukunftsfonds“ ist, begründete sein Engagement für dieses Anlagemodell so: „Golf spielen kann ich nicht, und beim nächsten Konzern nochmal die Schraube von links nach rechts drehen oder einen Deal machen, das gibt mir nichts mehr.“

Der Zukunftsfonds ist ein gemischter Wertpapierfonds mit einer ausgewogenen Anlagestrategie. Das heißt, die Gelder werden in Wertpapiere verschiedener Anlageklassen wie Aktien, Rentenpapiere oder Rohstoffe investiert. Als globaler Mischfonds kann der Zukunftsfonds weltweit anlegen und achtet dabei auf eine breite Streuung. Der zuständige Portfolio Manager überwacht die Zusammensetzung der zum Fonds gehörenden Wertpapiere und reagiert zuverlässig auf alle Marktveränderungen. Die Initiatoren weisen darauf hin, dass der Zukunftsfonds ein Produkt zum Sparen für solche Anleger ist, „die bereits eine gewisse Erfahrung mit Finanzmärkten haben, Wertschwankungen der Anteile und gegebenenfalls einen deutlichen Kapitalverlust in Kauf nehmen können und die mittel- oder langfristig ihr Geld anlegen möchten“. Eine Beteiligung am Zukunftsfonds ist online genauso möglich wie über Finanzberater und Banken. Die Einstiegshürden sind bewusst niedrig gehalten: die Fondsanteile können jederzeit gekauft oder verkauft werden, und der Anleger kann schon ab 25 Euro im Monat starten. „Der Zukunftsfonds ist ein Anlageprodukt für Menschen, die ihr Geld für sich arbeiten lassen wollen und zwar unabhängig davon, wie viel Geld sie haben“, erklärt Anton Voglmaier von der in Berlin ansässigen DFG Deutsche Fondsgesellschaft SE Invest, die die Webseite des Zukunftsfonds verantwortet. Auch Lenny Fischer ist von diesem einfachen Anlageprodukt zum Sparen überzeugt, weil es für das Geld auf den Spar- und Tagesgeldkonten so gut wie keine Zinsen mehr gibt. Der Zukunftsfonds, mit dem man flexibel in einer Einmalanlage oder in monatlichen Sparraten Geld anlegen kann, will dazu eine echte Alternative bieten.

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