Anhaltende Trockenheit und hoher Verbrauch gefährden Versorgung
Anhaltende Trockenheit und hoher Verbrauch gefährden Versorgung

Offenbach - Die Trockenheit in Deutschland spitzt sich weiter zu. Auch im Rhein-Main-Gebiet sind die Folgen für die Vegetation nach der langen Hitze in diesem Sommer unübersehbar. Während der Untermain in Höhe der Stadt Offenbach durch die Schleusen aufgestaut wird und deshalb noch ausreichend Wasser führt, sind andernorts selbst große Flüsse wie der Rhein weitgehend ausgetrocknet. „Die Auswirkungen werden auf allen Ebenen spürbar. Unternehmen und Energieerzeuger sind auf die Versorgung von Rohstoffen über Binnenschiffe angewiesen, die nur noch mit geringer Ladung fahren können. Das fehlende Kühlwasser wirkt sich auf die Stromproduktion von Kraftwerken aus. Landwirte beklagen Ernteausfälle und wenn es nicht bald langanhaltend regnet, ist auch die Trinkwasserversorgung in absehbarer Zeit gefährdet“, teilt Bürgermeisterin und Umweltdezernentin Sabine Groß mit und betont: „Um die Versorgung aufrecht erhalten zu können, ist es erforderlich, jetzt drastisch Wasser zu sparen.“

Laut Bernd Petermann, dem Geschäftsführer des Zweckverbands Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach (ZWO), bedrohen aktuell zwei Entwicklungen die Versorgung: „Die Grundwasserspiegel in unserem Fördergebiet haben teilweise den tiefsten Stand seit 25 Jahren erreicht und der Verbrauch ist in Offenbach seit Mai 2022 auf neue Höchstwerte gestiegen. Deswegen ist es jetzt sehr wichtig, den Verbrauch zu senken. In der Vergangenheit waren wir es gewohnt, dass immer ausreichend Wasser zur Verfügung stand. Deshalb war der Druck, Wasser einzusparen, nicht sehr groß. Das muss sich ändern, denn Wasser ist ein wertvolles und mittlerweile knappes Gut, das wir nicht mehr verschwenden dürfen“, so Petermann.

Zumindest die anhaltende Hitze dürfte mit dem bevorstehenden Herbstbeginn zu Ende gehen. Längere und nachhaltige Niederschläge sind bisher aber weiterhin nicht in Sicht. Für den Fall eines Wasser-Notstandes bereitet die Stadt Offenbach deshalb eine entsprechende Verordnung zur Senkung des Wasserverbrauchs vor. Bürgermeisterin Sabine Groß: „Wir stimmen uns derzeit gemeinsam mit dem ZWO und den anderen Kommunen im Versorgungsgebiet des ZWO ab, um einheitliche Maßnahmen vorzubereiten. Dabei möchten wir – so lange es möglich ist – auf harte Entscheidungen und Verbote verzichten. Das wird aber nur gelingen, wenn jetzt freiwillig darauf verzichtet wird, den eigenen Rasen zu wässern, Autos zu waschen oder Pools und Planschbecken zu befüllen“, so Groß.

Erst vor wenigen Wochen hatte die Stadt erstmals eindringlich zum Wassersparen aufgerufen. Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke: „Es fällt jedem, auch mir, bei den ständigen Warnungen der letzten Jahre schwer, nicht abzustumpfen. Aber es ist unsere Verantwortung in der Politik, rechtzeitig mitzuteilen, wenn sich ein Problem abzeichnet. Und es gibt auch sehr positive Effekte: Die Mehrheit der Menschen verhält sich in aller Regel vernünftig. Ob es Corona war, ob es die Gasknappheit ist: Man kann immer beobachten, dass entsprechende Hinweise der Politik auch zu einer Verhaltensänderung bei der Mehrheit der Menschen führen. Genau diesen gemeinsamen Kraftakt erhoffen wir uns jetzt auch beim Thema Wasser“, teilt Schwenke mit und ergänzt: „Die Faktenlage ist leider sehr klar: Um einen Wasser-Notstand verhindern zu können, muss der Verbrauch an allen Stellen gesenkt werden. Das fängt bei jedem selbst an, zuhause, im persönlichen Verhalten. Wenn jeder nur wenige Liter Wasser am Tag spart, hat das in der Summe einen sehr positiven Effekt. Dafür möchten wir sensibilisieren.“ Zu den größten Verbrauchern zählen nämlich in ihrer Summe auch die Privathaushalte: Pro Kopf verbraucht ein Mensch in Deutschland laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft durchschnittlich 127 Liter Wasser am Tag. „Bei rund 140.000 Offenbacherinnen und Offenbachern entspricht dies einem täglichen Verbrauch von rund 17.780 Kubikmetern Wasser“, sagt ESO-Dezernent Martin Wilhelm.

Praktische Tipps zum Wassersparen

Auch Alexander Jeschke vom Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz appelliert zum sorgsamen Umgang mit Wasser: „Machen Sie sich bei jeder Nutzung von Trinkwasser bewusst, dass es seit April nicht mehr nennenswert geregnet hat!“ Als praktische Tipps zum Wassersparen nennt er:

  • Den Wasserhahn auch bei kleinen Zeiten der Nichtnutzung zwischendrin zudrehen (etwa beim Zähneputzen, Rasieren, Händewaschen, Duschen, ...);
  • Keine Rasenflächen wässern – Rasen kommt in der Regel ohne Zutun im Herbst wieder; genaugenommen ist Gras eines der beständigsten Unkräuter;
  • Nutzgartenpflanzen und junge Bäume sollten nur zum Erhalt und nur in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden gegossen werden;
  • Auf das Reinigen von Autos und Maschinen oder das Befüllen von Planschbecken und Pools verzichten;
  • Beim Gemüsewaschen eine Schüssel ins Waschbecken stellen und das gesammelte Wasser zum Gießen von Topfpflanzen oder Bäumen verwenden.


Sorgsamer Umgang mit Wasser durch die Stadt Offenbach

Im öffentlichen Bereich achtet die Stadt bereits seit Jahren darauf, möglichst wenig Wasser zu verbrauchen. In allen sanierten Gebäuden wurden Wasserhähne mit Druckknopf eingebaut, die eine automatische Begrenzung des Verbrauchs sicherstellen. Grünflächen werden nur in Ausnahmefällen bewässert. Nur junge Bäume erhalten Wasser in der schwierigen Anwachsphase, trotzdem kann ein Absterben nicht immer verhindert werden. Auf eine weitere Bewässerung wird verzichtet, was aber nicht unproblematisch ist: „Die extreme Trockenheit ist auf Dauer auch ein Problem für ältere Bäume, die dem Hitzestress nicht mehr standhalten können. Und Bäume sind fürs Stadtklima unersetzlich“, so Wilhelm. Für den Schlosspark Rumpenheim wird der Magistrat in Kürze ein nachhaltiges Bewässerungssystem beschließen. „Dort ist die zunehmende Trockenheit der vergangenen Jahre bereits sehr deutlich zu spüren.“

Die städtischen Brunnen und Wasserspiel-Anlagen hat die Stadt aufgrund der großen Hitze bislang nicht abgeschaltet. „Sie tragen zur Luftbefeuchtung bei, sorgen für Abkühlung und verbessern das Stadtklima“, erläutert der zuständige Stadtrat Paul-Gerhard Weiß. Das Wasser – zwischen einem und fünf Kubikmeter je nach Anlage – befindet sich zwar prinzipiell in einem geschlossenen Kreislauf, es muss aber aus hygienischen Gründen regelmäßig gewechselt werden.

Die städtischen Sportanlagen wurden wegen der extremen Trockenheit zuletzt zweimal pro Woche bewässert. Im Regelfall reicht eine wöchentliche Wässerung in den Monaten Mai bis September. Sollte es ausreichend regnen, werden die automatischen Versenkregner über einen Regensensor ausgeschaltet. „Bei den Sportanlagen gilt es zu bedenken, dass es sich nicht um beliebige Grünflächen handelt. Sie dienen anders als die private Rasenfläche im Garten einem wichtigen Zweck, nämlich der Sportförderung, gerade für Kinder- und Jugendliche, dem Ehrenamt und dem Spielbetrieb der Vereine“, so Sportdezernent Schwenke. Er verweist darauf, dass die Stadt an einem neuen Bewässerungskonzept für die Sportplätze arbeitet, bei dem auch die Nutzung von Brauchwasser geprüft wird.

Mit dem Klimakonzept 2035 setzt die Stadt mittel- und langfristig auf Maßnahmen, die verhindern sollen, dass sich der Grundwasserspiegel perspektivisch weiter absenkt. So soll durch die Entsiegelungsrichtlinie und das Konzept der Schwammstadt wieder mehr Wasser in den Boden versickern, anstatt über den Kanal abgeleitet zu werden. Das ist wichtig für die Grundwasserneubildung. Außerdem wird die Stadt Offenbach mit dem ZWO zusammenarbeiten, um ein neues kommunales Wasserkonzept zu erarbeiten, um die Nutzung von Wasser auf den Klimawandel anzupassen. „Es gibt bereits viele, auch technische Ideen, die angesichts der Klimakrise künftig zur Anwendung kommen müssen. Wir alle können aber dabei helfen, es möglichst gar nicht so weit kommen zu lassen: Wenn wir heute anfangen, Wasser einzusparen, helfen wir dabei, im Zusammenspiel mit weiteren Einsparkonzepten eine stabile Versorgung aufrecht zu erhalten“, so Groß abschließend.


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